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Vitamin C schwächt Chemotherapie?

24. September 2010

Krebspatienten sollten während der Chemo- oder Strahlentherapie keine zusätzlichen Antioxidantien einnehmen, weil das die Wirksamkeit der Behandlung beeinträchtigen könnte. Dies rät eine amerikanische Forschergruppe nach Bewertung unterschiedlicher Studien (Lawenda / J Natl Cancer Inst 2008).

Die Diskussion um den Nutzen von Antioxidantien wurde durch eine praeklinische Studie noch verschärft (Heaney / Cancer Research 2008), in der gezeigt wurde, dass Vitamin C die Wirkung verschiedener Chemotherapeutika abschwächen kann. Untersucht wurde die Wirksamkeit verschiedener Zytostatika (Doxorubicin, Cisplatin, Vincristin, Methotrexat u.a.), indem hämatogenen Tumorzelllinien Dehydro-Ascorbinsäure zugesetzt wurde. Dadurch wurde die zytotoxische Wirkung aller Wirkstoffe dosisabhängig herabgesetzt.

GfBK-Kommentar: Absolut unverständlich bleibt, warum bei der Veröffentlichung von Lawenda die Autoren vor einer Antioxidantieneinnahme warnen, obwohl  es bei den von Lawenda analysierten 16 Studien keine Hinweise gab, dass Antioxidantien den Behandlungserfolg einer konventionellen Therapie reduzieren.

Kritikpunkt bei der Veröffentlichung um Lawenda ist außerdem, dass die Autoren bei ihrer Empfehlung lediglich die größte placebokontrollierte Studie berücksichtigten, bei der Vitamin E und ß-Carotin (nicht Vitamin C) für drei Jahre supplementiert wurde. Nach dem Beobachtungszeitraum von 8 Jahren gab es bezüglich der Sterblichkeit jedoch in dieser Studie keine Unterschiede zwischen Antioxidantien- und Placebogruppe. Ein Follow-up stellte allerdings fest, dass die Kombination aus Rauchen und Antioxidantiensupplementierung (Vitamin E und ß-Carotin) zu einer erhöhten Sterblichkeit führte (Meyer, Bairati / Int J Cancer 2008).

So ist es auch kein Wunder, dass andere Wissenschafler aufgrund der Studienlage zu anderen Ergebnissen gelangen und die zeitgleiche Gabe von Antioxidantien zur Chemotherapie positiv bewerten (Bjelakovic, Nikolova / Jama 2007 und Keith / Cancer Treatment Reviews 2007). Insofern kann die GfBK der Empfehlung nicht folgen, unter laufender Therapie keine Antioxidanzien einzunehmen.

Außerdem könnte ein entscheidender Gesichtspunkt in der Kontroverse „Antioxidantien – ja oder nein“ die Dosierung sein. Denn andere Wissenschaftler kommen nach Durchsicht der Literatur zu dem interessanten Schluss, dass niedrig dosierte Antioxidanzien, die in dieser Dosierung keinen zytotoxischen Effekt gegenüber Tumorzellen aufweisen, zu einem Wirkverlust der Radiatio führen könnten (Prasad, Cole / J Am Coll Nutr 2002). Insbesondere die Gabe von hochdosiertem Vitamin C ruft jedoch eine eindeutige zytotoxische Wirkung hervor (Chen, Espey / Proc Natl Acad Sci 2005).

Auch die Studie um Heaney wirft viele Fragen auf. Denn die Autoren wählten nicht die aktive Vitamin-C-Form Ascorbat (wie sie in den meisten Präparaten enthalten ist), sondern die oxidierte quasi verbrauchte Form Dehydroascorbat. Außerdem ist bekannt, dass im Gegensatz zu soliden Tumoren, einige Leukämiezelllinien experimentell durch physiologische und subphysiologische Vitamin-C-Konzentrationen im Wachstum stimuliert werden können, wohingegen höhere Vitamin-C-Konzentrationen tumorzytotoxisch wirken. Leider wurden in der vorliegenden Studie jedoch keine hohen Vitamin-C-Dosierungen getestet, so dass offen bleiben muss, ob die Ergebnisse der Studie um Heaney überhaupt auf den Menschen übertragbar sind.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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