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B-Vitamine und Lungenkrebsrisiko

21. Juni 2016

Brasky TM, White E, Cheng C-L. Long-Term, Supplemental, One-Carbon Metabolism–Related Vitamin B Use in Relation to Lung Cancer Risk in the Vitamins and Lifestyle (VITAL) Cohort. J Clin Oncol 2017; https://doi.org/10.1200/JCO.2017.72.7735
Die jahrelange Einnahme von hoch dosierten Vitamin-B6- oder -B12-Einzelpräparaten ging in einer prospektiven Kohortenstudie bei älteren Männern mit einem stark erhöhten Lungenkrebsrisiko (2-4 fach) einher.
Die Daten dieser Studie stammen von 77.118 Probanden aus der sogenannten VITAL-Kohorte, die über einen Zeitraum von 10 Jahren hinsichtlich eines Lungenkrebsrisikos beobachtet wurden. Die Männer und Frauen waren zu Studienbeginn zwischen 50 und 76 Jahre alt und nahmen regelmäßig Multivitaminpräparate, einzelne Vitamine oder Vitamin-B-Komplex-Präparate ein (≥ 1 x pro Woche über ≥ 1 Jahr). Die Datenerhebung erfolgte mithilfe eines Fragebogens zu Ernährungsgewohnheiten. Leider wurden keine Blutspiegel bestimmt. Von den Probanden erkrankten 808 an Lungenkrebs.
Männer, die über zehn Jahre lang mehr als 20 mg B6 oder 55 µg B12 in Supplementen eingenommen hatten, erkrankten doppelt so häufig an Lungenkrebs wie Männer, die keine Vitaminsupplemente eingenommen hatten. Die Risikoerhöhung für Lungenkrebs betraf vor allem Männer, die zu Studienbeginn rauchten. Männliche Raucher, die regelmäßig Vitamin B6 einnahmen, erkrankten dreimal häufiger an Lungenkrebs. Die Kombination aus Rauchen und B12 war sogar mit einem vierfach erhöhten Risiko verbunden. Die Risikoerhöhung trat nicht bei Adenokarzinomen auf, sondern nur bei allen anderen Subtypen des Lungenkarzinoms und dem tabakinduzierten Lungenkrebs, dem SLCC.
Bei Frauen konnte kein Zusammenhang zwischen einer Vitamin-B6-, B12- oder Folateinnahme und dem Lungenkrebsrisiko festgestellt werden. Außerdem zeigte sich keine Erhöhung des Lungenkrebsrisikos bei Probanden, die Multivitaminpräparate oder hochdosiertes Folat als Einzelpräparat (> 600 μg/d) eingenommen hatten.
Die Autoren der Studie schlussfolgern, dass die Einnahme hoher Dosen Vitamin B6 und B12 über einen längeren Zeitraum möglicherweise das Zellwachstum anregen und bei Rauchern in bereits mutierten Zellen die Krebsentstehung begünstigen könne. Da bei der Regulation der entsprechenden Vitamin-B-Stoffwechselwege Androgene, also männliche Geschlechtshormone, mitwirken, könnten diese den Prozess bei Männern gegebenenfalls verstärken, so die Vermutung der Autoren.
GfBK-Kommentar: Wie immer in prospektiven Beobachtungsstudien sind die Ergebnisse nicht beweisend. Anhand der Studie kann man bisher nur sagen, dass die hoch dosierte Einnahme von Vitamin B6 oder Vitamin B12 vor allem dann zum Risikofaktor wird, wenn Männer rauchen. Damit ist Rauchen an sich der stärkste Risikofaktor bei Lungenkrebs.
Auch die bislang publizierten Daten zu Assoziationen zwischen B-Vitaminen und Krebs sind nicht einheitlich. Ein Beispiel für positive Effekte unter der Gabe von B-Vitaminen ist eine Studie mit über 27.000 Frauen, bei der die Einnahme von Vitamin B6 und Vitamin B1 mit einem niedrigeren Brustkrebsrisiko bei älteren Frauen assoziiert war [1].
Die Ursachen für diese Widersprüche liegen eventuell auch darin, dass nicht unterschieden wird, ob diese Vitamine als synthetisch hergestelltes Nahrungsergänzungsmittel ohne im Blut nachgewiesenem Mangel oder in natürlicher Form, z.B. über eine vollwertige Ernährung aufgenommen werden.
Da schon länger vermutet wird, dass B-Vitamine bereits mutierte Zellen zu einem verstärkten Wachstum anregen können, halten wir es zumindest für angebracht, eine längerfristige Einnahme von hochdosierten B-Vitaminen bei Männern zu überdenken. Vor allem bei der Einnahme von hoch dosiertem Vitamin B12 ist es wichtig, vorher den konkreten Blutspiegel anhand des aktivierten Vitamin B12, dem Holo-Transcobalmin zu testen, ggf. noch zusätzlich den Spiegel von Homocystein und Methylmalonsäure.
Literatur:
[1] Egnell M, Fassier P, Lécuyer L, et al. B-Vitamin Intake from Diet and Supplements and Breast Cancer Risk in Middle-Aged Women: Results from the Prospective NutriNet-Santé Cohort. Nutrients 2017; 9 (5): 488. doi:10.3390/nu9050488


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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