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Nach Antibiotikagabe schlechteres Ansprechen auf Checkpointinhibitoren

04. Dezember 2019

Pinato DJ, Howlett S, Ottaviani D et al. Association of Prior Antibiotic Treatment With Survival and Response to Immune Checkpoint Inhibitor Therapy in Patients With Cancer. JAMA Oncol. Published online September 12, 2019. doi:10.1001/jamaoncol.2019.2785

Eine prospektive, multizentrische Kohortenanalyse aus Großbritannien untersuchte, ob der Zeitpunkt einer Antibiotikatherapie Einfluss auf das Gesamtüberleben und das Ansprechen einer Therapie mit Checkpointinhibitoren nehmen kann.
In dieser Studie wurden 196 Krebspatienten mit überwiegend metastasierter Erkrankung, die mit Checkpointinhibitoren (meist PD-1- und PD-L1-Inhibitoren) behandelt wurden, zwischen Januar 2015 und April 2018 untersucht. 119 der durchschnittlich 68-Jährigen waren an einem nichtkleinzelligen Lungenkarzinom erkrankt, 38 an einem Melanom und die restlichen Patienten an anderen Krebserkrankungen. 29 Patienten erhielten, meistens zur Behandlung von Infektionen der Atemwege, bis zu 30 Tage vor Beginn der Therapie mit einem Checkpointinhibitor für maximal sieben Tage ein Antibiotikum (überwiegend Betalactam-Antibiotika). 68 Patienten erhielten parallel zum Checkpointinhibitor ein Antibiotikum (39 davon Betalactam-Antibiotika).
In der Datenanalyse zeigte sich, dass die Wahl des Antibiotikums keinen Einfluss hatte, wohl aber der Zeitpunkt der Antibiotikagabe. Denn ein verringertes Gesamtüberleben zeigte sich nur bei den Patienten, die vor dem Therapiebeginn mit einem Checkpointinhibitor ein Antibiotikum erhalten hatten, nicht aber bei denen, die parallel oder nach der Therapie ein Antibiotikum erhielten.
Die Effekte waren auffallend deutlich: Krebspatienten mit vorheriger Antibiotikatherapie überlebten nur zwei Monate, während das Gesamtüberleben ohne Antibiotikatherapie 26 Monate betrug.
Bezüglich den einzelnen Tumorentitäten zeigten sich folgende Unterschiede: NSCLC 2,5 versus 26 Monate; Melanom 3,9 gegenüber 14 Monaten; andere Tumorarten 1,1 gegenüber 11 Monaten. Außerdem sprachen nach vorangegangener Antibiotikagabe deutlich weniger Patienten auf die Checkpointinhibitoren an (81 Prozent gegenüber 44 Prozent).

GfBK-Kommentar:
Die Studie zeigt, dass eine Behandlung mit Breitbandantibiotika die Effektivität einer Krebsbehandlung mit Checkpointinhibitoren verschlechtern kann, wenn Patienten im Vorfeld der Immuntherapie antibiotisch behandelt worden waren. Dies wurde bereits in einer anderen Studie untersucht, die zu ähnlichen Ergebnissen kam
[1].
Die Autoren dieser aktuellen Studie vermuten, dass antibiotikabedingte Veränderungen des Mikrobioms eine geschwächte Immunantwort auslösen können, in dessen Folge es zu einem verringerten Ansprechen auf die Immuntherapien komme.
Allerdings bedeutet Korrelation nicht immer Kausalität. Denn so könnte auch die schlechtere Immunabwehr vor der Antibiotikagabe zu einem schlechteren Ansprechen geführt haben. Dagegen spricht allerdings, dass weder das Krankheitsstadium noch der Zustand der Patienten Einfluss auf das Gesamtüberleben hatten.
Es wäre daher wünschenswert, wenn diese Ergebnisse dazu anregen können, den vielleicht auch manchmal unnötigen Einsatz von Antibiotika vor der Gabe von Checkpointinhibitoren individuell zu überdenken. Ob und mit welchen Bakterien die Gabe von Probiotika zusätzlich hilfreich sein kann, ist allerdings noch nicht untersucht worden. Unabhängig davon leistet eine Umstellung der Ernährung in Richtung pflanzen – und ballaststoffreich aber sicher einen wichtigen Beitrag.

Literatur:
[1] Derosa L et al. Negative association of antibiotics on clinical activity of immune checkpoint inhibitors in patients with advanced renal cell and non-small-cell lung cancer. Ann Oncol 2018; 29(6): 1437–44. doi: 10.1093/annonc/mdy103


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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