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ASS und Kopf-Hals-Tumore

03. Dezember 2019

 Hedberg ML, Peyser ND, Bauman JE, Gooding WE, Li H, Bhola NE et al. Use of nonsteroidal anti-inflammatory drugs predicts improved patient survival for PIK3CA-altered head and neck cancer. Journal of Experimental Medicine Feb 2019, 216 (2) 419-427; DOI: 10.1084/jem.20181936

Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren, die eine Mutation im Gen PIK3CA haben, haben eine deutlich längere Überlebenszeit, wenn sie nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) eingenommen hatten. Hierzu wurden die Daten von 266 Patienten ausgewertet, bei denen zwischen 2008 und 2013 ein Kopf-Hals-Tumor entfernt wurde. Bei 75 Patienten (28%) wurden Mutationen im Gen PIK3CA und/oder eine vermehrte Expression dieses Genprodukts gefunden. Dabei hatte ein Drittel der Patienten aus verschiedenen Gründen regelmäßig NSAID, meistens in Form von ASS, eingenommen. Es zeigte sich, dass die Einnahme von NSAID über mindestens 6 Monate mit einem deutlich verlängerten krankheitsspezifischen Überleben und Gesamtüberleben verbunden war.
In der Gruppe der Patienten mit PIK3CA-Mutationen lag das erwartete 5-Jahres-krankheitsspezifische Überleben für NSAID-Anwender bei 72%, gegenüber nur 25% für Nicht-Anwender. Die prognostizierte 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate lag für NSAID-Anwender bei 78% gegenüber 45% für Nichtanwender. Bei Patienten ohne Mutation hatte die Einnahme von NSAID keinerlei Einfluss auf die Überlebenszeit.
Hintergrund ist, dass die Mutation dieses Gens wahrscheinlich die Proliferation von Krebszellen fördert, indem es die Bildung von Prostaglandin E2 steigert. Acetylsalicylsäure und andere NSAID verhindern dies und könnten deshalb das Krebswachstum bremsen.
Weitere experimentelle Studien der Forschergruppe an Mäusen bestätigten, dass NSAID (ASS, Sulindac oder Celecoxib) das Wachstum von Kopf-Hals-Tumoren verringert. Auch hier erhöhte die Mutation die Konzentration von Prostaglandin E2 in den Zellen, was durch Celecoxib vollständig verhindert wurde.

GfBK-Kommentar: Die vorliegenden Ergebnisse sprechen dafür, dass NSAID die Behandlungsergebnisse von Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren verbessern helfen kann, wenn Mutationen im PIK3CA-Gen vorliegen.
Dies scheint übrigens auch bei Patienten mit kolorektalen Karzinomen so zu sein. Und zwar vor allem, wenn der Tumor den KRAS-Wildtyp exprimiert
[1]. Das signifikant günstigste Gesamtüberleben wiesen hier Patienten auf, die nach der Diagnose ausschließlich ASS eingenommen hatten. In einer anderen Studie hatten ASS-Anwender mit niedriger PD-L1-Expression ein um etwa 80 Prozent geringeres krankheitsspezifisches Sterberisiko [2]. Auch andere Marker, wie z.B. der Nachweis von HLA-1 scheinen das Ansprechen vorherzusagen [3].
Präventionsstudien zeigen einen schützenden Effekt auch bei anderen Tumoren, z.B. der Speiseröhre, des Magens, der Bauchspeicheldrüse, der Gallengänge, der Ovarien und der Prostata. Eine Hochrechnung von amerikanischen Forschern zeigt aber auch, dass der Vorteil von ASS in der Primärprävention eher gering ist: Auf 1.000 Personen, die bis zum 60. Lebensjahr täglich ASS einnehmen, würden 16 Todesfälle an Krebs, einer an Herzinfarkt vermieden. Dem stünden zwei zusätzliche Todesfälle durch Blutungskomplikationen gegenüber
[4]. Diese Nebenwirkungen sind auch der Grund, warum bisher keine Fachgesellschaft die präventive Einnahme von ASS empfiehlt.
Allerdings gibt es eine natürliche Substanz, die eine ähnliche inflammatorische Wirkung hat und weniger Nebenwirkungen hat, nämlich Kurkuma. Dies kann als Lebensmittel, als Nahrungsergänzung und als Infusion sowohl in der Primär- als auch in der Sekundärprävention vielfältig eingesetzt werden
[5].

Literatur:

[1] Hua X et al. Timing of Aspirin and other nonsteroidal Anti-in- flammatory drug use among patients with Colorectal Cancer in relation to tu-mor markers and survival. J Clin Oncol 2017; 35(24): 2806-13

[2] Hamada T, Cao Y, Qian ZR, Masugi Y, Nowak JA, Yang J, Song M et al. Aspirin Use and Colorectal Cancer Survival According to Tumor CD274 (Programmed Cell Death 1 Ligand 1) Expression Status. J Clin Oncol. 2017; 35 (16): 1836-1844

[3] Neugut AI. Aspirin as adjuvant therapy for stage III colon cancer: standard of care? JAMA Intern Med 2014; 174(5): 739-41

[4] Cuzick J, Thorat MA, Bosetti C, Brown PH, Burn J, Cook NR, Ford LG, Jacobs EJ, Jankowski JA et al. Estimates of benefits and harms of prophylactic use of aspirin in the general population. Annals of Oncology 2015; 26: 47–57

[5] Kujundžić RN, Stepanić V, Milković L, Gašparović AČ, Tomljanović M, Trošelj KG. Curcumin and its Potential for Systemic Targeting of Inflamm-Aging and Metabolic Reprogramming in Cancer. Int J Mol Sci 2019; 20(5)


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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