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© Jutta Heinze

Nun seien Sie doch mal ehrlich...

Jutta Heinze in Signal 4/2014

Ende 2007 ließ ich eine juckende Stelle auf der Kopfhaut untersuchen. Die Diagnose nach einem langen Ärzte-und Klinikmarathon lautete: Mikrozystisches Karzinom der Hautadnexe, eine selten auftretende krebsartige Veränderung der Haut. Eine zweite Gewebeuntersuchung ergab, dass es sich um eine „kutane Karzinom-Metastase″ handelte. Mit Mammographie, MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie) und PET (Positronen-Emissions-Tomographie) machten sich die Ärzte auf die Suche nach dem Primärtumor. Auf den Mammographie-Bildern war nichts Auffälliges zu sehen, PET und MRT zeigten ein Karzinom von 1,1 cm Größe in der linken Brust.

Weitere Herde wurden zum Glück nicht gefunden. Durch eine Biopsie wurde ein langsam wachsender und hormonabhängiger Tumor diagnostiziert. Als ich wissen wollte, ob ich nach der Operation mit einer Chemo- oder Strahlentherapie rechnen müsse, antwortete der Arzt: „Bei Ihnen nicht. Ich sage Ihnen schon was richtig ist.″ Zunächst war ich über den Inhalt der Antwort glücklich, aber auch verwundert. Als ich nach weiteren Zusammenhängen fragte, antwortete er: „Fragen Sie nicht so viel!″ Monate später bestätigte eine Ärztin meinen vagen Verdacht: Man hätte mir diese Therapie nicht angeboten, in der Annahme, es würde sich bei mir nicht mehr lohnen.
Die Ankündigung des Arztes, dass nun eine vollständige Amputation angeraten sei, war ein Schock. Es sollte so bald wie möglich sein. Ich fragte nach dem Zusammenhang mit der Metastase am Kopf und ob in einem solchen Fall eine Operation noch sinnvoll sei. Er antwortete: „Ohne Operation ist die Überlebenszeit einfach kürzer.″ Ich fragte nach meiner Lebenserwartung. Ich könne schon noch zwei Jahre leben, bekam ich zur Antwort. Ich solle mir keine Sorgen machen, zwei Jahre seien doch ziemlich viel, in meinem Alter. Nach diesem Gespräch hatte ich das Vertrauen verloren und war entmutigt, fassungslos. Damals war ich 63. In dieser Situation war ich fest entschlossen, keine Operation vornehmen zu lassen, denn es gab für mich eine zentrale Frage: Wie viel Lebenszeit würde ich durch eine Operation gewinnen? Und wäre dies auch ein Gewinn an Lebensqualität? Ich zweifelte. Aber, was sollte ich tun?
70 Prozent der folgenden Zeit verbrachte ich vorwiegend mit der Sammlung von Informationen. Ich begann wild zu recherchieren und sammelte Material über Selbsthilfegruppen und Beratungseinrichtungen. Ich erkundigte mich nach komplementären Angeboten von Yoga über Qi-Gong, Meditationen, fand sogar eine Heilpraktikerin, die mit Schlangengift den Krebs zu bekämpfen suchte. Bei Panikattacken bediente ich mich entsprechender Meditationsmusik mit Sprechanteil, eine Astrologin fehlte auch nicht. Es war wie das Greifen nach den (unerreichbaren) Sternen. Um am Tag sinnvoll die Zeit zu verbringen, lernte ich Guolin Qi-Gong und verbrachte so manche Stunde – allein im Stadtpark und später mit einer Gruppe im Botanischen Garten. Das mache ich bis heute noch einmal wöchentlich.

Schwierige Entscheidungen

Ich habe mich gegen eine Operation des Primärtumors in der Brust entschieden, weil kein Arzt damals meine Fragen und meine Zweifel ausräumen konnte. Es war eine Metastase am Kopf diagnostiziert worden. Meine Vermutung und damit meine Angst, dass weitere in meinem Körper vorhanden sein könnten, wurden mir mit unterschiedlicher Empathie bestätigt. Eine erfolgreiche Operation mit einer positiven Prognose für die Zukunft konnte mir kein Mediziner versprechen. Verständlich, denn es gab und gibt in solchen Situationen keine Garantie.
Schließlich nahm ich mit der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr (GfBK) Kontakt auf. Sie schickten mir umgehend umfangreiche Informationen zu dieser Thematik zu, und ich fühlte mich schon am Telefon gut beraten. Es tat mir wohl, mich als ganze Person, auch mit meinen Zweifeln und Fragen, verstanden zu fühlen. Die erste Beratung bei der GfBK-Ärztin vermittelte den Eindruck, dass es gute Alternativen zu einer Operation gäbe. Ich bekam von ihr u. a. Informationen zur Homöopathie und zu einer homöopathischen Klinik in der Schweiz, die mit Krebspatienten arbeitet.
Die GfBK-Beratungsstelle in Berlin empfahl mir verschiedene homöopathische Ärzte. Ich wählte eine Ärztin aus, die ich von früher persönlich kannte. Sie stellte eine Verbindung mit der Schweizer Klinik für mich her. Das Telefonat mit einem der Klinikärzte erlebte ich als sehr ermutigend. Er beantwortete alle meine Fragen und sagte, ich hätte gute Chancen mit Homöopathie den Krebs zu bekämpfen. Mit homöopathischen Mitteln könne sich der Tumor verkleinern. Schließlich gäbe es auch die Möglichkeit, eine Operation zu einem späteren Termin vornehmen zu lassen, also nach der homöopathischen Behandlung. Es war ein neuer Lichtblick in meinem Leben.
Während meiner verzweifelten Suche nach Alternativen fand ich einen Facharzt für Präventivmedizin, der mir viele Fragen beantwortete. Obwohl ich ihm gleich zu Beginn unseres Gespräches eröffnete, dass ich mich inzwischen für den homöopathischen Weg entschieden hätte, nahm er sich sehr viel Zeit. Jede von mir gestellte Frage beantwortete er umfänglich und schenkte mir dabei seine volle Aufmerksamkeit. Schließlich meinte er: „Ich glaube, Sie haben Glück gehabt″, und, obwohl er es nicht begründen konnte, hat mich das aufkeimende, positive Gefühl weit in die Zukunft begleitet.
Nachdem ich die Entscheidung getroffen hatte, in die Schweizer Klinik zu fahren, fühlte ich mich besser. Ich stellte einen Antrag bei der Krankenkasse. Die Bearbeitung dauerte lange, aber ich war sowieso entschieden, mich in jedem Fall dort behandeln zu lassen. Letztendlich stimmte die Kasse zu und übernahm die Arztkosten sowie die Kosten für den Aufenthalt. Einen zu mir passenden Gynäkologen hatte ich inzwischen auch gefunden. Seine Frau bot Simonton-Kurse an. Sie übte mit mir Visualisieren und stärkte den positiven Umgang mit meiner Angst. In dieser Zeit begann ich eine Hormontherapie mit Aromatasehemmer. Dieses Mittel nahm ich viereinhalb Jahre ein.

Der Homöopathie vertraut

Im Juli 2008 war ich 16 Tage in der Schweizer Klinik. Mit meinem behandelnden Arzt dort bin ich weiterhin in telefonischem Kontakt und bekomme – nach Absprache – stets die notwendigen Globuli zugeschickt. Sein Behandlungsweg hat sich bisher als erfolgreich herausgestellt. Es hat sich über die Zeit ein vertrauensvolles Verhältnis entwickelt. Er ist immer erreichbar, auch zu ungewöhnlichen Zeiten. In regelmäßigen Abständen fahre ich in die Klinik zu einem persönlichen Gespräch.
Im Verlauf der Behandlung gab es schon bei der ersten Nachuntersuchung nach der ersten Diagnose einen unerwarteten Erfolg: Der Tumor war auf 0,7 cm geschrumpft! Ich konnte mein Glück kaum fassen. Seit Oktober 2010 ist der Tumor nicht mehr sichtbar. Eine Untersuchung im April 2011 zeigte das gleiche Ergebnis. Und so ist es bis heute. Wegen des besonderen, sicherlich ungewöhnlichen Heilungsverlaufs wurden in den ersten Jahren halbjährliche Kontrolluntersuchungen gemacht, seit 2014 wird eine jährliche Kontrolluntersuchung angestrebt.
Im Jahr 2009 gab es eine erfrischende Situation, in der mich bei einer privaten Einladung einige Ärzte nach meiner Geschichte fragten. Alle waren von der Entwicklung beeindruckt. Es gab bewundernde Anmerkungen, die mir guttaten. Eine Ärztin sagte, ich müsse ja starke Nerven haben. Ich hingegen habe nur das Gefühl, dass ich keine andere Alternative hatte. Also habe ich die einzige Möglichkeit ergriffen.

Und heute?

Recht bald nach dem Schweizer Klinikaufenthalt begann ich mit einer Körperpsychotherapie (IKP – Imaginative- Körper-Psychotherapie). Das ist ein komplexes psychotherapeutisches Verfahren, das die heilende Kraft innerer Bilder, bildhafter Phantasien und Vorstellungen einbezieht. Dort habe ich gelernt, mir in tiefer Entspannung vorzustellen, wie meine Zellen aktiv werden. Inzwischen spüre ich dabei meinen Körper und ausgewählte Körperregionen intensiv und kann diese spürbar anregen. Es ist ein gutes Gefühl, so konzentriert nach innen zu gehen, sich zu erden und einen klaren Kopf zu bekommen. Es war und ist ein Vorteil für mich, selbst aktiv für die eigene Gesundheit etwas zu tun. Jede und jeder kann das lernen. Diese Methode erfordert allerdings Disziplin und Ausdauer.
Ich habe viele Monate täglich geübt. Gegenwärtig ist diese Therapieform etwas in den Hintergrund gerückt. Regelmäßig bewege ich mich in der Gruppe mit Guolin Qi-Gong.
Ich bin überzeugt, dass die Psyche einen großen Anteil an Heilungsprozessen hat und dass der Wille ein entscheidender Faktor ist.

Mein Resümee

In der akuten Stressphase am Anfang hat mir eine hypnotherapeutische CD von Werner Eberwein sehr geholfen, vor allem, wenn ich nicht weiter wusste. Die Entspannung hat mich beruhigt. Ich habe gleich nach der Diagnose meine Ernährung umgestellt und mehr als zwei Jahre vegetarisch gelebt. Das gilt im Wesentlichen auch heute noch, jedoch verhalte ich mich nicht mehr ganz so konsequent.
Insgesamt denke ich, dass mir die Homöopathie am meisten geholfen hat. Aber ich vermute auch, dass die übrigen, weiteren Methoden, die ich angewandt habe, zusammen wirkten. Ich habe vieles ausprobiert, geprüft, für gut befunden oder verworfen, weil es gerade nicht das Richtige zu sein schien. Jeder sollte seinen eigenen Weg finden. Wenn Ärzte vehement auf die tödliche Krankheit hinwiesen und mir ein entsprechendes Szenario vor Augen führten, habe ich mich stets innerlich davon distanziert – vor allem in der akuten Situation der ersten Phase meiner Erkrankung. Ich war mir sicher, dass dies für mich nun gar nicht zuträfe. Das waren Aussagen, die vielleicht für andere galten! Die Auseinandersetzung mit der Erkrankung hat einiges verändert. Heute habe ich mich mehr im Blick und achte genauer auf meine Bedürfnisse. Außerdem probiere ich neue Dinge aus, gerade auch die „Kleinigkeiten″, die das Leben so lebenswert machen. Vielleicht habe ich an meinen Bedürfnissen vorbeigelebt, Wichtiges aus den Augen verloren. Achtsamkeit und Aufmerksamkeit sind Werte, die ich nicht immer angemessen wertgeschätzt habe.
Seit sieben Jahren bin ich pensioniert. Als ich noch arbeitete, habe ich mich oft schwach und erschöpft gefühlt. Vielleicht zeigte die Krankheit damals schon ihre Wirkung. Heute habe ich wieder mehr Energie und gestalte mein Leben aktiv. Bei einer der letzten CT–Untersuchungen stellte der Facharzt für Radiologie fest, dass der Tumor im Bild nicht mehr sichtbar ist. Danach fragte er: „Nun sagen sie doch mal ehrlich: Sie haben keine Chemotherapie gemacht?? Nur Homöopathie?″ Nach meiner kurzen Antwort insistierte er mehrfach, freundlich und doch ungläubig: „Wirklich nicht? – Nun seien Sie doch mal ganz ehrlich!″

Text: Jutta Heinze (Druck mit freundlicher Genehmigung von Christel Schoen)

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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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