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© Dagmar Goldau

Von Herz zu Herz

Dagmar Goldau in Signal 2/2011

Gemeinsam mit meinem Mann und meinen drei Kindern bin ich vor 17 Jahren aus einem Kölner Vorort in die Eifel gezogen. Diese Gegend ist mir besonders ans Herz gewachsen, weil ich dort öfter die Ferien bei meinen Großeltern verbracht hatte. Dazwischen lebten wir ein Jahr in Kanada. Wir wollten für immer dort bleiben - aber es kam anders. Mein Heimweh war fast unerträglich. Dazu kam eine starke Existenzangst, da mein Mann berufliche Startschwierigkeiten hatte.

Nach einem Jahr gingen wir zurück nach Deutschland und verließen schweren Herzens auch unsere lieben Freunde, die wir dort gefunden hatten: Gudrun und Michael, ein Ehepaar aus dem Allgäu. Mein Mann wollte unbedingt zurück nach Kanada. Er investierte all seine Energie in die Suche nach einer Möglichkeit, erneut dort Fuß zu fassen. Die Zeit von 1999 bis 2003 verbrachte ich wie in einer Warteschleife und gleichzeitig auf dem Sprung. Bei jedem Jahreswechsel fragte ich mich, wie lange wir wohl noch in Deutschland sein werden. Meine Gedanken kreisten unaufhörlich um den Satz: „Möchte ich überhaupt zurück nach Kanada?” Dann kam der Tag, an dem ich beim Duschen einen Knoten in meiner Brust bemerkte. Sorgen machte ich mir zunächst nicht, aber ein Arztbesuch stand wohl an.

Aus dem Herzen träumen

Silvester 2003 befasste ich mich gedanklich mit dem bevorstehenden Krankenhausaufenthalt. Man wollte diesen Knoten entfernen. Die Diagnose Brustkrebs ließ mich ohnmächtig werden. In dieser Verzweiflung suchte mein Mann unsere Freunde aus Übersee via Internet. Wenn mir jemand helfen könnte - dann Gudrun und Michael. Sie lebten zwischenzeitlich wieder im Allgäu. Gudrun hat in Kanada eine nonverbale Kommunikationsart erlernt, eine Verständigung von Herz zu Herz. Sie stammt von den spirituellen Führern des Kogi-Stammes in Kolumbien. So kann sie sich an einen bestimmten Ort in ihrem Herzen begeben, den „Heiligen Raum des Herzens”. Von dort aus kann man eine Verbindung zu anderen eingehen und gemeinsam „aus dem Herzen träumen”. Dadurch ist sie in der Lage, seelische Konflikte anderer wahrzunehmen und emotionalen Stress zu transformieren. Über unser Herz haben wir Zugriff auf alle Informationen, die unser Leben betreffen. In diesem Raum im Herzen begegnet man der bedingungslosen Liebe - sie wertet nicht, sie verbindet uns alle und heilt uns.

Gemeinsam neu anfangen

Mit Gudruns Hilfe machte ich mich also auf zu einer ungewöhnlichen Reise in mein Herz. Wir starteten mit einer Mentalreise zu meiner Krebszelle. Ich war erstaunt, dass sich diese Begegnung für mich eher friedlich als feindselig angefühlt hat. In der Krebszelle konnte ich einen Verbündeten erkennen, der mich auf meinen emotionalen Notstand aufmerksam machen wollte. Auf einer weiteren Reise traf ich auf eine meiner tief verborgenen Ängste: Ich durfte keine Fehler machen, sonst würde ich nicht mehr geliebt. Plötzlich war mir klar, warum ich meinem Mann nicht sagen konnte, dass ich nicht in Kanada leben wollte. Eines Tages bin ich dem Unmut begegnet, den ich meinem Mann gegenüber hegte. Zugleich drückte mein Herz den Wunsch nach Verzeihung aus. Mein Verstand wehrte sich dagegen, doch die Liebe, die ich in meinem Herzen spürte, war überwältigend. Es war ein so unbeschreiblich großartiges und wunderschönes Gefühl. Voller Liebe verzieh ich meinem Mann. Nach meiner zweiten OP konnte ich meinem Mann endlich mitteilen, dass ich nicht mehr auswandern möchte. Ich wollte mein neues Leben frei und unbeschwert in Deutschland leben. Er ließ Kanada los, und so konnten wir gemeinsam neu anfangen. Mein Arzt unterstützte mich hilfreich mit Mistel und Moxen, eine Heilpraktikerin begleitet mich durch eine Konstitutionstherapie. Nach meiner Reha meldete ich mich zu einem Yoga-Kurs an. Sport treibe ich regelmäßig, lasse auch mal „fünf gerade sein” und sage, wenn ich etwas nicht möchte. Ich habe die Kraft und den Mut, mein Leben in die eigene Hand zu nehmen. Außerdem habe ich gelernt, eigene Entscheidungen zu treffen und selbstverständlich die Verantwortung dafür zu übernehmen. Die Erfahrungen aus meinem Heilungsweg teile ich gerne mit anderen Betroffenen. Daher habe ich auch gemeinsam mit meiner Freundin Gudrun ein Buch veröffentlicht.

Weitere Informationen

  • Goldau, D. / Rüger, G.: Taubenherz und Löwenschmerz - Erinnerung an die weibliche Kraft. Books on Demand, ISBN 978-3-8334-8981-5
Information zu unseren Betroffenenberichten

Wir freuen uns, wenn Patient:innen ihren individuellen und persönlichen Genesungsweg finden. Das ist ein Ausdruck des großen Heilungspotenzials in jedem Menschen. Gerne teilen wir diese Erfahrungen mit unseren Leser:innen, auch wenn persönliche Entscheidungen nicht immer auf andere Betroffene übertragbar sind. Sie entsprechen auch nicht in jeder Hinsicht einer konkreten Empfehlung der GfBK für Patient:innen in ähnlicher Situation. Wägen Sie sorgfältig ab, welche Impulse aus den Patient:innenberichten für Sie in Ihrer aktuellen Lage passend sind. Besprechen Sie diagnostische oder therapeutische Maßnahmen im Zweifel gerne mit unserem ärztlichen Beratungsdienst.

©iStock, 1210358928, nortonrsx
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