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© Karin Schacher

Es ist immer das Fällige, was uns zufällt

Karin Schacher in Signal 1/2013

Mir gefällt dieses Zitat von Max Frisch, da ich rückblickend auf mein bisheriges Leben sagen kann, dass es gerade leidvolle Lebensphasen braucht, um gestärkt und mutig andere Erkenntnisse gewinnen zu können und neue Wege gehen zu dürfen. Aus diesem Grund fallen uns Ereignisse zu, um uns das Fällige augenfällig zu machen.

Diagnose Brustkrebs!!!

24. Januar 2007: Der Arzt eröffnete mir, dass der Knoten in meiner linken Brust mit 99,9-prozentiger Wahrscheinlichkeit Krebs sei. Das war wie ein Schlag ins Gesicht, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Und das, obwohl ich ein Jahr zuvor bei der Mammografie gewesen war. Natürlich hatte ich den Knoten von 2,2 cm schon länger gefühlt, wägte mich jedoch in Sicherheit, denn ich hatte mich ja gründlich untersuchen lassen.

Der damalige, jetzt pensionierte Professor des Klinikums konnte sich doch nicht getäuscht haben. Bei meiner Geburtstagsfeier kurz zuvor empfahl mir ein guter Freund, der zugleich mein Hausarzt ist, unbedingt zum Arzt zu gehen, und so befolgte ich seinen Rat.
Die Diagnose war eindeutig und niederschmetternd: ein größerer Knoten und ein kleiner Satellitenknoten daneben. Meine Brust sollte aufgrund des Befunds amputiert und alle Lymphknoten auf der linken Seite sollten entfernt werden. Der Termin für die Operation wurde rasch festgelegt, überhaupt sollte nun alles sehr schnell passieren.
Freunde rieten mir, eine zweite Meinung einzuholen. Daher wandte ich mich an ein Nürnberger Brustzentrum. Die Experten dort untersuchten mich und befanden, dass sie brusterhaltend operieren können. Die Meinungen der Ärzte gingen also stark auseinander und so musste ich bald selbst eine Entscheidung treffen: Brust erhalten oder amputieren und Lymphknoten entfernen. Tja, wie soll man das als Laie entscheiden? Ich hatte keine Ahnung was richtig oder falsch war.

Mandeln statt Chemo?

Ich entschied mich für die erhaltende Variante. Selbstverständlich war diese Lösung nur in Kombination mit einer folgenden Chemo- und Strahlentherapie angedacht. Und ich war gewillt, alles zu tun, was mir angeraten wurde. Am 7. Februar 2007 wurde ich operiert. Der Termin für die erste Chemo stand gleich fest, die begleitenden Medikamente zum Preis von 400 Euro wurden sofort verordnet, ebenso eine Perücke, die ich auch gleich aussuchte. Alles um mich herum war so unwirklich, ja unfassbar. Tiefe Angst begleitete mich Tag und Nacht. Ich war wie zweigeteilt: Da war mein Kopf und dort war mein Körper, beide brachte ich nicht mehr zusammen. Ich lebte nun in einem Körper, in dem Dinge geschahen, die ich zutiefst ablehnte und die ich nicht akzeptieren wollte. Diese Zeit war die Hölle für mich. Ich hatte das Gefühl, bei vollem Bewusstsein zusehen zu müssen, wie mein Körper zugrunde geht. Meine Familie und Freunde litten mit mir, vor allem meine Tochter Sarah, die mir immer zur Seite stand und immer für mich da war, ja sogar bei mir im Krankenhaus übernachtete. Mein Sohn David legte mir von Anfang an nahe, keine Chemo zu machen. Er meinte, ich solle Mandeln essen, was ich zum damaligen Zeitpunkt überhaupt nicht nachvollziehen konnte. (Aber Recht hattest du, David. Danke!!!)
Eine gebuchte Flugreise in die Türkei im März mussten wir absagen, ich wäre nicht imstande gewesen, sie anzutreten. Hinzu kam, dass mir seit Silvester starke Magenkrämpfe zu schaffen machten. Langsam begann ich, mich mit der Krankheit auseinanderzusetzen. Ich fing an, mich über Krebs zu informieren und bestellte ein Buch nachdem anderen. Ich wollte alles über die verschiedenen Theorien und Heilungsansätze zum Krebsgeschehen
wissen. Unvergessen bleibt mir das erste Buch, das ich in die Hand nahm: Es war von Dr. Joseph Murphy und hieß »Die Kraft des Unterbewusstseins«. Mit dessen Hilfe begann ich, mich mit Positivsuggestionen zu beeinflussen.

Plötzlich angstfrei

Eigentlich geschah kurz darauf ein Wunder: Von einem Tag auf den anderen verlor ich sämtliche Ängste. Ich wachte an einem Montagmorgen auf, spürte eine Riesenenergie in mir und empfand große Freude über das schöne Wetter und die Wärme der Sonnenstrahlen Ende März. Freude hatte ich schon lange nicht mehr empfunden. Seit diesem Tag hatte ich keinerlei Ängste mehr! Je mehr ich las, umso sicherer war ich mir, dass ich die Folgebehandlungen wie Chemotherapie und Bestrahlungen nicht machen will. Durch die veränderte Betrachtungsweise über das Krebsgeschehen lernte ich, Verantwortung für meinen Körper und Geist zu übernehmen. Ich versuchte herauszufinden, was mir die Krankheit sagenwill, was ich in meinem Leben verändern soll. So sagte ich den Ersttermin für die Chemo ab. Der Onkologe rief mich an und warnte mich eindringlich, ich solle doch noch mal einen anderen Onkologen befragen. Ich tat es nicht, mein Entschlussstand fest! Es folgte ein Kuraufenthalt in der wunderbaren Habichtswaldklinik in Kassel, dort übergab ich mich all den heilsamen Anwendungen. Alles sog ich auf: Meditationen, Körperreisen nach Simonton, Tai Chi, die Colontherapie und die herrlichen Spaziergänge in dem nahe gelegenen Kurpark. Ein Plan für Ernährung, Bewegung und Entspannung ist seither fester Bestandteil meines Lebens. Aus den vielen Informationen habe ich die für mich stimmigsten Dinge herausgepickt. Schon früh fand ich die Öl-Eiweiß-Kost nach Dr. Budwig, wobei ich nur Quark aß und alle anderen Milcheiweißprodukte bis heute weglasse. Gemüse, Obst, gesunde Öle und biologische Lebensmittel sowie das Trinken von viel Grünem Tee waren und sind bis heute sehr wichtig für mich. Ich begann, regelmäßig zu laufen, habe mich mit der Natur verbunden und umarme mitunter schon mal einen Baum, was mir enorm viel Kraft geben kann. In der Klinik bekam ich zweimal in der Woche hochdosiertes Vitamin C als Infusion. Dies behielt ich noch eine ganze Weile bei.

Wenn nicht jetzt, wann dann?!

Von Ebo Rau (danke Ebo!!!), den ich aus Amberger Zeiten kannte, erfuhr ich von dem Kongress der GfBK im Mai 2007, den ich kaum abwarten konnte. Ich war sehr aufgeregt und glücklich, soviel Interessantes über Alternativmethoden zu erfahren. Zum ersten Mal traf ich hier Menschen, die auch völlig unkonventionell gesundeten. Nun war ich mir ganz sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Clemens Kuby beeindruckte mich mit seiner Geschichte so sehr, dass ich sogar nach Hamburg fuhr, um ein Seminar mit ihm zu besuchen. Es folgten noch einige Ausflüge, um mich zu informieren. Aber eigentlich war mir von Anfang an klar, dass
nur ich selbst mir helfen kann, indem ich mich und einige meiner Lebenseinstellungen verändere. So war ich z. B. immer sehr auf Sicherheit bedacht, und dafür nahm ich schon einiges in Kauf. Mit Ausbruch einer Krebskrankheit spürt man aber, dass es keine Sicherheit gibt und womöglich keine Zukunft. Also, wofür soll ich mich dann aufopfern und Lebensqualität einbüßen? Gut gefallen hat mir der Leitspruch »Jetzt hast du
die Erlaubnis, Dinge zu tun, die du vorher nie getan hättest«. Auch von außen werden dir jetzt Zugeständnisse gemacht, du darfst mehr, hast »Narrenfreiheit«. Sollte ich die fünf Jahre bis zur statistisch anerkannten völligen Gesundung erleben, wollte ich meine Erfahrungen gerne mit anderen Betroffenenteilen. Das war mir von Anfang an ein Anliegen. Es hilft sehr, sich gegenseitig Mut zu machen und zu bestärken.

Positive Ausrichtung

Nun, in den vergangenen fast sechs Jahren ist viel passiert: die Trennung von meinem Mann nach 33-jähriger Ehe, die Aufgabe meines Managerberufs sowie eine berufliche Neuorientierung erfolgten nacheinander. Während der Berufstätigkeit begann ich bereits ein Fernstudium zum Coach und psychologischen Berater, die Fortsetzung meines in früheren Jahren abgebrochenen Psychologiestudiums. Auf dem Kongress der GfBK 2011 besuchte ich das Seminar von Rüdiger Dahlke. Von ihm hörte ich das erste Mal von Byron Katie und »The Work«. Sofort bestellte ich ihr Buch »Lieben was ist«. Ich war in meinem tiefsten Inneren so berührt, dass ich spontan beschloss, mich in »The Work« ausbilden zu lassen. Seit Mitte 2012 arbeite ich als Coach mit Krebsbetroffenen und anderen Klienten. Meine persönliche Erfahrung ist, dass sich negative Gedankenstrukturen auf die eigene Lebenshaltung
und -einstellung auswirken und somit wiederum den Umgang mit anderen Menschen prägen. Dies kann sich mitunter sehr destruktiv auf die eigene Gesundheit auswirken. Eine gesunde »Seelenhygiene« ist mindestens so wichtig, wie die Sauberhaltung im häuslichen Bereich. Daher ist es hilfreich, negative Gedanken zu überprüfen und positiv auszurichten.
Privates Glück hat sich übrigens auch eingestellt: Seit einem Jahr bin ich wieder glücklich verheiratet. Wenn ich morgens meinen Grünen Teegenieße, denke ich jeden Tag für mich: »Mei, ich bin gesund, geht's mir gut...danke«

Text: Karin Schacher

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Wir freuen uns, wenn Patient:innen ihren individuellen und persönlichen Genesungsweg finden. Das ist ein Ausdruck des großen Heilungspotenzials in jedem Menschen. Gerne teilen wir diese Erfahrungen mit unseren Leser:innen, auch wenn persönliche Entscheidungen nicht immer auf andere Betroffene übertragbar sind. Sie entsprechen auch nicht in jeder Hinsicht einer konkreten Empfehlung der GfBK für Patient:innen in ähnlicher Situation. Wägen Sie sorgfältig ab, welche Impulse aus den Patient:innenberichten für Sie in Ihrer aktuellen Lage passend sind. Besprechen Sie diagnostische oder therapeutische Maßnahmen im Zweifel gerne mit unserem ärztlichen Beratungsdienst.

©iStock, 1210358928, nortonrsx
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