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© V. Müller-Bernet

Mein Abenteuer mit Dr. Max Gerson

Nach der chirurgischen Entfernung eines aggressiven Brusttumors sollte Verena Müller-Bernet mit Chemotherapie, Bestrahlung und Hormontherapien behandelt werden. Stattdessen hat sie die sagenumwobene Gerson-Therapie gewählt. Heute ist sie krebsfrei und gesund und hilft anderen Patientinnen und Patienten, die Grundsätze der Ernährungstherapie praktisch umzusetzen.

Im November 2010 hatten mein Mann und ich eine Reise mit vielversprechenden Erlebnissen gebucht. Abenteuerlich – aber leider in einer ganz anderen Richtung – verlief dann die kommende Zeit. Drei Tage bevor es losgehen sollte, habe ich ein leichtes Ziehen in meiner Brust bemerkt, und beim Abtasten wurde mir klar, dass etwas nicht stimmt. Meine schlimmste Befürchtung wurde von meiner Frauenärztin bestätigt: Es war Brustkrebs. Eine besonders aggressive, sich schnell teilende Form. Von da an war ich im Hamsterrad. Um eine genauere Diagnose zu bekommen, wurde eine Untersuchung nach der anderen gemacht. Ich erinnere mich, dass ich das „Urteil” wie aus der Ferne wahrgenommen habe. Die knallharte Realität hat mich überrollt.

Das Therapieangebot

Jegliche Hoffnung, dass diese Geschichte doch noch ein gutes Ende nehmen könnte, wurde von einem steinernen Onkologen jäh zunichte gemacht. Er schlug vor, meinen aggressiven Krebs mit einer Operation, mit intensiver Bestrahlung und starker Chemotherapie sowie einer anschließenden fünfjährigen Hormontherapie zu bezwingen. Komisch, der Onkologe schaute mir bei dieser Aussage kein einziges Mal in die Augen. Ich erinnere mich, wie eigenartig ich dies fand. Und wie mein Mann und er sich über irgendwelche Statistiken gestritten haben und der Onkologe Vorschläge zur palliativen Versorgung gemacht hat, falls ich die angebotenen Methoden nicht annehmen würde. Danebensitzend, klemmte es mir die Kehle zu. Keine Stunde vorher war ich aufrecht und zuversichtlich ins Sprechzimmer getreten. Nun fühlte ich mich hilflos und gebrochen. Es war der dunkelste Tag meines Lebens.
Nach der schlechten Erfahrung mit diesem Onkologen schickte man mich zu einem Arzt – er war äußerst nett und empathisch. Doch leider war das „Angebot” hier dasselbe. Es folgten Tage voller Sorge. Und doch, irgendwie, meldete sich ein kleiner Funke Hoffnung in meinem Hinterkopf: mein Glaube an die Kraft der Heilung durch die Natur. Meine Mutter war drei Jahre zuvor schwer an Krebs erkrankt. Mein Arzt, Herr Gerz, hatte mir damals eine Biografie über Dr. Max Gerson gegeben, da er das Buch gerade aus dem Englischen übersetzt hatte. Der Arzt hatte mir gesagt, dass es zur Heilung für meine Mutter wohl schon zu spät sei, aber dass es ihr möglicherweise helfen könnte, sich zumindest besser zu fühlen. Ich habe es sofort verschlungen und hatte beim Lesen das Gefühl, in Max Gerson ein Genie kennenzulernen, das schon Anfang des 20. Jahrhunderts die Vollkommenheit und Kraft der Natur erkannt und diese gezielt einge- setzt hat. Voller Begeisterung wollte ich meiner Mutter damit helfen. Mein Bruder und ich haben ihr einige frische Säfte gepresst, die sie sehr genossen hat. Doch leider war die Krankheit schon zu weit fortgeschritten, und wir mussten uns schon nach wenigen Tagen von ihr verabschieden. Aber von da an war ich mir sicher: Sollte noch jemand aus meiner Familie oder meinem Bekanntenkreis an Krebs erkranken: Diese Therapie könnte ein guter Weg sein. Dabei ist mir nicht in den Sinn gekommen, dass dieser „Jemand” ich selbst sein könnte.

Erste Schritte, intensive Recherchen

Nach meiner Diagnose und trotz des Drängens der Onkologen wurde mir klar: Ich würde den Tumor zwar operieren lassen, aber für jegliche weitere Therapien wollte ich mir noch Denkzeit lassen. Da ich nach dem Diagnoseschock sowieso kaum essen konnte, entschied ich mich, meine Ernährung auf die in Gersons Buch beschriebene Diät umzustellen und einige Säfte am Tag zu trinken. Zwei Wochen später wurde die Tumormasse dann operativ entfernt. Und da kam auch schon der erste kleine Erfolg: Die Ärzte und Krankenschwestern konnten nicht glauben, wie schnell ich nach der Operation erwacht bin und wieder stabil und munter auf den Beinen war. Diese Erfahrung gab mir neuen Mut. Ich dachte mir: Wenn sich nach bloß zwei Wochen Gerson-Ernährung schon so viel in meinem Körper getan hatte, dann sollte ich diesen Weg weiterverfolgen.
Mein Mann und ich machten uns ans Recherchieren. Dabei stießen wir auf die Geschichte von Beata Bishop. Die ehemalige BBC-Journalistin war an einem Melanom im Endstadium erkrankt, und die konventionellen Therapien hatten versagt. Daraufhin hat sie sich mit der Gerson-Therapie vollständig geheilt und ein Buch über ihre Erfahrung geschrieben. Ich habe sie in London besucht, um mir persönlichen Rat bei ihr einzuholen. Sie entpuppte sich als fesche, mittlerweile über 90-jährige und kerngesunde Dame, voller Elan und Intelligenz. Sie schien keine Zweifel daran zu haben, dass die Gerson-Therapie aggressive Krebsarten wie meinen heilen könnte, solange man die Behandlung ernst nimmt und haargenau durchführt. Sie riet mir, nach Ungarn, in die einzige europäische Gerson-Klinik zu gehen, um die Therapie dort unter ärztlicher Aufsicht zu beginnen.
Zu Hause habe ich meiner Frauenärztin berichtet, dass ich alle weiteren konventionellen Therapien erst einmal ablehnen und stattdessen die seitens der Schulmedizin nicht anerkannte Gerson-Therapie machen würde. Ihre aufrichtige Sorge hat mir die Entscheidung noch einmal schwerer ge- macht: „Wieso wollen Sie denn unsere Hilfe nicht annehmen?“

Entscheidung für die Ernährungstherapie

Ich habe mir damals die Frage gestellt, was für mich vom Ansatz her mehr Sinn macht. Es erschien mir logischer, die Ursachen, die die Entstehung des Krebses zugelassen hatten, zu beheben, anstatt die Symptome mit schwerem Geschütz und erheblichen Nebenwirkungen zu bekämpfen. Dennoch, sich gegen die Meinungen der Profis und Experten zu entscheiden, braucht schon Mut. Als Floristin habe ich immer viel und gerne gearbeitet. Das musste ich in diesem Moment aufgeben. Ich wusste, dass meine wichtigste Aufgabe erst einmal die Therapie und das Gesunden sein würden.
Zum Glück hatte ich in der ganzen Zeit die seelische Unterstützung meines Mannes. Mit ihm bin ich zwei Wochen nach Ungarn in die Gerson-Klinik gereist. Dr. Nagy, die leitende Ärztin dort, war kompetent und erfahren; sie hatte ihren eigenen Brustkrebsvor vielen Jahren mit der Gerson-Therapie geheilt. Mein Arzt, Wolfgang Gerz, und Dr. Nagy blieben während meiner Behandlung in engem Kontakt, und es war sehr hilfreich, eine so gute ärztliche Betreuung zu haben. Auch mein Hausarzt und Homöopath hat während der ganzen Zeit ein Auge darauf behalten und mich unterstützt.
Wieder zu Hause angekommen, waren die ersten Wochen extrem schwierig. Die Arbeitsmenge, die mit der Gerson-Therapie auf die Patienten zukommt, ist einfach überwältigend. Nach ein paar Wochen kommt oft ein Moment, an dem viele Patienten ans Aufgeben denken.
Ich wünschte, mir hätte damals jemand gezeigt, wie man leckere Gerson-Gerichte kocht, wie man das Bad und die Küche für die Therapie praktisch einrichtet, den Einkauf und die Tagesstruktur koordiniert und Fehler vermeidet. Ich musste das alles mühsam selbst lernen. Deshalb bin ich glücklich, heute anderen Patienten diese Zeit zu erleichtern, indem ich sie individuell berate und ihnen einen leichteren Einstieg in den Alltag mit der Gerson-Therapie ermögliche.

Zwei Jahre mit Dr. Gerson

Die Ernährung bei der Gerson-Therapie ist ganz anders als eine „normale” Diät. Biologisch, 100% selbst gekocht und ohne Salz, Zucker, Kaffee, Alkohol, Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Öle (außer Leinsamenöl) oder fettreiche Produkte wie Avocados und Nüsse. Das Schwierigste war am Anfang die Isolierung zu Hause und das salzlose Essen. Es dauert eine ganze Weile, sich an diese neue Diät zu gewöhnen. Ich habe über die Jahre viele tolle Rezepte entwickelt, die ich meinen Klienten weitergebe. Es macht einen riesigen Unterschied, ob man ohne Freude fades, zerkochtes Gemüse isst oder richtig leckere Gerichte zubereitet. Dann schmeckt das Essen sogar ziemlich gut!
Dazu kommen täglich über drei Liter frisch gepresste Säfte, fünf Kaffee-Einläufe und zwischendurch muss man noch einkaufen gehen und andere Sachen erledigen. Insgesamt sind es tatsächlich acht Kilogramm frisches biologisches Gemüse und Obst, das man jeden Tag isst und trinkt! Die Arbeit fühlt sich manchmal an wie in einem Militärregiment. Von morgens bis abends praktisch pausenlos, ohne Feiertage oder Ferien. Um das zu bewältigen, braucht man unbedingt Unterstützung, denn ganz allein schafft man es nicht – vor allem, weil man zur Genesung unbedingt auch ruhen muss. Ich hatte Gott sei Dank die Unterstützung meines Mannes und meiner Schwägerin.
Eine zusätzliche Herausforderung war, dass mir während der Gerson-Therapie acht wurzelbehandelte Zähne entfernt wurden, weil mein Arzt mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass zur ganzheitlichen Heilung auch die Zahnproblematik angegangen werden sollte. Mehrere Zähne hatten Zysten an den Wurzelhälsen gebildet, die man vorher nicht bemerkt hatte.
Die Gerson-Therapie dauert volle zwei Jahre. Aber schon nach ein paar Monaten haben sich meine Blutwerte verbessert, und die Arthrose, die seit einigen Jahren meine Finger befallen hatte, war spurlos verschwunden. Ich wusste also ziemlich schnell, dass ich auf dem richtigen Weg war. Das gab mir Kraft und Vertrauen, nicht zu schummeln, nicht aufzugeben und einfach weiterzumachen. Wenn schon, dann richtig! Mir hat es vom Typ her gut gepasst, aktiv an meiner Genesung zu arbeiten. Passiv meinen Arm auszustrecken, von einem Onkologen irgendwelche Medikamente eingeflößt zu bekommen und auf die Nebenwirkungen zu warten, ist nicht meine Sache. Aber man kommt nicht drum herum: Die Therapie ist wirklich harte Arbeit. Man steht viele Stunden an der Saftmaschine und muss sich mit sich selbst befassen.

Was bleibt: starkes Selbst, starkes Immunsystem und viel Gemüse

Im Nachhinein sehe ich das aber als große Chance. Ich war gezwungen, alles Äußere auf ein Minimum zu reduzieren und mich auf mein inneres Selbst zu besinnen. Natürlich gab es bange Stunden, in denen ich mit meinem Schicksal gehadert habe, aber an der Therapie habe ich komischerweise nie gezweifelt. Sie hat mir die Kraft gegeben, positiv zu bleiben. In dem Moment war einfach nichts anderes wichtig. Sie war meine Aufgabe, und ich wusste: Ich mache das jetzt, und es wird gut enden. Eine definitive Bestätigung, dass der Krebs komplett verschwunden war, habe ich erst nach zwei langen Jahren erhalten. Die Freude darüber kann ich kaum beschreiben, aber ich war dennoch nicht wirklich überrascht. Denn schon während der Therapie fühlte ich mich viel fitter und gesünder als zuvor.
Ein Jahr nach dem erfolgreichen Ende meiner Behandlung war ich noch einmal zur Nachuntersuchung bei einem Onkologen in einem renommierten Schweizer Krebszentrum. Als er meine ganzen Akten durchgelesen hatte, war er erstaunt, dass ich keinerlei Rezidive hatte. Die Krebsart, die ich gehabt hatte, nannte er einen „richtigen Wolf“. Dann schaute er meinen Mann an und sagte ihm: „Hätte Ihre Frau die verordnete Chemotherapie gemacht, würde sie heute nicht mehr neben Ihnen sitzen. Diese Art von Chemotherapie musste inzwischen abgesetzt werden, weil zu viele Frauen daran gestorben sind.“
Das ist nun schon zehn Jahre her. Ich fühle mich gesünder als in der Zeit vor meiner Diagnose, in der ich noch viel jünger war! Ich leide an weniger Wehwehchen als viele Frauen in meinem Alter und freue mich über das außerordentlich starke Immunsystem, das ich mir durch die Therapie aufgebaut habe. Ich esse nach wie vor viel frisches Gemüse und Obst, halte mich aber nicht mehr an die strenge Therapie. Das muss man auch nicht. Eine therapeutische Ernährungsform ist eben eine Therapie und nicht ein Lebensstil für immer. Ich trinke immer noch ein bis zwei frische Säfte am Tag und baue viel von meinem Gemüse selbst an. Ich bin in regem Austausch mit aufgeschlossenen Ärzten, Heilpraktikern und Bauern in Sachen Ernährung, biologisch regenerativem Gemüseanbau und Fermentation. Und als zertifizierte „Gerson Home Set-up Trainerin“ bringe ich Patienten das Kochen und Saften nach Gerson bei, erkläre ihnen, wie man die Einläufe richtig macht, und helfe bei jeglichen praktischen Fragen. Diese Arbeit macht mir eine unglaubliche Freude, weil ich genau weiß, wie schwer der Anfang ist. Mittlerweile kenne ich dadurch recht viele geheilte Patienten.

The Food Cure – der Film über die Therapie

Während ich die Behandlung gemacht habe, hat ein Filmteam in regelmäßigen Abständen meine Erfahrungen dokumentiert. Fünf weitere Gerson-Patienten aus aller Welt waren außerdem an dem Projekt beteiligt. Das hat mir im engen Therapiealltag die Welt etwas geöffnet, und es war schön zu wissen, wie es anderen im gleichen Moment damit ergeht. Der resultierende Dokumentarfilm „The Food Cure: Hoffnung oder Hype?“ zeigt sehr anschaulich und schön die Herausforderungen und Erfolge dieses etwas anderen Weges.

Information zu unseren Betroffenenberichten

Wir freuen uns, wenn Patient:innen ihren individuellen und persönlichen Genesungsweg finden. Das ist ein Ausdruck des großen Heilungspotenzials in jedem Menschen. Gerne teilen wir diese Erfahrungen mit unseren Leser:innen, auch wenn persönliche Entscheidungen nicht immer auf andere Betroffene übertragbar sind. Sie entsprechen auch nicht in jeder Hinsicht einer konkreten Empfehlung der GfBK für Patient:innen in ähnlicher Situation. Wägen Sie sorgfältig ab, welche Impulse aus den Patient:innenberichten für Sie in Ihrer aktuellen Lage passend sind. Besprechen Sie diagnostische oder therapeutische Maßnahmen im Zweifel gerne mit unserem ärztlichen Beratungsdienst.

©iStock, 1210358928, nortonrsx
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