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© Sandra Dekorsy

Mein Weg durch die Krebstherapie in ein neues Leben

Sandra Dekorsy in momentum 2/2019

Harmlos schien es zunächst. Ein stecknadelgroßes Knötchen im Dammbereich. Sandra Dekorsy entdeckte es 2010 und suchte ärztlichen Rat. Schließlich entpuppte es sich als Zeichen eines Tumors im Enddarm. Ein langer Leidensweg begann, der in einen Heilungsweg mündete. Heute berät Sandra Dekorsy an Krebs erkrankte Menschen und schenkt Mut und Hoffnung.

Die Für mich war die Begegnung mit dem Phänomen Krebs zum einen eine Gelegenheit der Neugestaltung meines Lebens und zum anderen ein Raumbereiten für das, was sich an neuen Erkenntnissen in meinem Leben offenbaren wollte. Es war wichtig, alle Begebenheiten, Einstellungen und Gewohnheiten meines Lebens anzuschauen und zu überprüfen. Welche davon sollte ich ändern, welche durften so bleiben? Auch kam die Frage auf: Was brauchte ich, damit sich mein Potenzial und meine Lebensbestimmung ausdrücken können? Das war zunächst nicht leicht, denn ich war an einem Punkt der Erschöpfung und konnte nicht spüren und erkennen, was mir Freude und Begeisterung schenkte. Hinzu kam der Schock der Diagnose.

Wie es begann

Im Jahr 2010 bemerkte ich ein stecknadelkopfgroßes Kügelchen im Dammbereich. Die Frauenärztin diagnostizierte dieses als ein verschiebbares Lipom und somit als harmlos. Im Laufe der folgenden eineinhalb Jahre wurde dieses kleine Kügelchen größer (wuchs bis auf 3,7 x 2,8 cm), weswegen mich die Ärztin 2012 zur Untersuchung ins Krankenhaus überwies. Bei der Untersuchung wussten die Ärzte auch nicht recht, was es sein konnte, und vermuteten ein Myom oder eine Zyste. Ich versuchte dann, diese Zyste bzw. dieses Myom mit naturheilkundlichen Medikamenten zu behandeln, aber die kleine Kugel wurde größer. Ein halbes Jahr später entschloss ich mich zu einer Operation im örtlichen Krankenhaus. Ein Frauenarzt riet mir vor dem Eingriff zu einer Rektoskopie. Die Ärzt*innen im Krankenhaus rümpften die Nase und meinten, das sei doch nicht notwendig, es sei ein ganz einfacher Eingriff von 20 Minuten. Ich machte die Rektoskopie aber zur Bedingung. Zum Glück, denn dabei stellte sich heraus, dass es sich um einen Tumor im Enddarm handelte (Größe 5 x 6 x 5 cm), der bei Berührung sofort eine Blutung zeigte. Da er nahe am Schließmuskel war, wurde die Operation abgebrochen.

Die Diagnose. Während meines Aufwachens aus der Narkose hatte der Arzt, der zuvor ein Myom vermutete, die undankbare Aufgabe, mir mitzuteilen, dass es sich stattdessen um einen bösartigen Tumor handele. Im CT wurden keine Metastasen gefunden. Der hinzugezogene Chirurg sagte mir, dass der Tumor inoperabel sei und ich mich umgehend zu einer Radiochemotherapie anmelden solle, der Termin beim Radiologen nebenan sei schon ausgemacht und ich könne mir jederzeit einen Port (Port = kurz für Portkatheter) legen lassen, der für die Chemotherapie notwendig sei.

Diese Nachricht war ein riesiger Schock. Ich kam mir vor wie die Hauptdarstellerin in einem Horrorfilm. Die unsensible Art der Diagnoseübermittlung setzte fürchterliche Reaktionen in meinem Körper und in meiner Seele in Gang. Mir wurde gesagt, dass es ein sehr aggressiver, schnell wachsender und großer Tumor sei. Eine spätere Untersuchung ergab, dass Nachbarorgane und Schließmuskel sowie ein Lymphknoten in der Leiste befallen waren und der Tumor an einigen Stellen die Darmwand durchbrach.

Besuch beim Radiologen. Während der Radiologe auf mich einredete, stellte sich in mir alles quer. Ich fühlte mich nicht mehr als Mensch angesprochen. Bei jedem Satz – es kam mir vor wie ein Verkaufsgespräch – musste ich mich mehr und mehr schützen, um meine Menschenwürde zu behalten. Er betonte, dass ich auf keinen Fall versuchen solle, unterstützende alternative Methoden hinzuzunehmen, denn das sei lebensgefährlich. Auch solle ich ganz normal essen, die Ernährung spiele keine Rolle.

”Mir war klar, dass ich eine ganzheitliche Krebstherapie brauchte.“

Wo bleibt der Mensch? In mir entstand das Bild eines Eisbergs, bei dem man versucht, die Spitze einzuschmelzen, ohne hinzuschauen, was sich unter der Wasseroberfläche befindet. Eine Tumorvernichtung, ohne die Ursache, geschweige denn den Menschen, anzuschauen. Dieses Gespräch war für mich düster und fürchterlich. Mir war klar, dass eine alleinige schulmedizinische Therapie bei dem bereits großen und schnell wachsenden Tumor nicht ausreichen würde und dass ich eine ganzheitliche Krebstherapie brauchte, die den gesamten Menschen einbezieht.

Misteltherapie. Ich sprach mit einem anthroposophischen Arzt in der Filderklinik, der Erfahrung mit der Misteltherapie hatte. Endlich hatte ich das Gefühl, dass Mensch und Mensch sich begegneten und nicht Arzt und Tumor. Hier wurde eher die Ursache des Tumors betrachtet und vor allem ich als ganzer Mensch, was mich aufatmen ließ. Er ging auf meine Fragen ein und erachtete eine Ernährungsumstellung als wichtig.

Die Erfahrungen mit der Mistel waren sehr reichhaltig. Die Mistel gab mir eine feine schützende Hülle, durch die sich meine Angst beruhigte. Ich hatte das Gefühl, gestärkt und geschützt zu sein, was mir für alle weiteren Schritte half. Während der folgenden sechs Monate erhielt ich einmal wöchentlich Misteltherapie in Kombination mit der lokalen Hyperthermie. Durch diese Anwendungen wurden auch meine Hände und Füße, die seit Jahren immer kalt waren, endlich wieder warm. Zusätzlich bekam ich hoch dosierte Vitamin-C – sowie Selen-Infusionen.

Meine Ernährung. Mein Hausarzt, der mich während dieser ganzen Zeit sehr liebevoll unterstützte und begleitete, empfahl mir auch, meine Ernährung zu ändern: kurzkettige Kohlenhydrate weitestgehend zu meiden, um dem Tumorwachstum keine zusätzliche Anregung zu geben. Quark-Leinöl-Kost nach Dr. Johanna Budwig, die das Ziel hat, dass die Zellen wieder atmen können, und die eine normale Zellteilung anregt. Ich fügte basenreiche Nahrungsmittel hinzu, also viel Gemüse und Wildkräuter, die den Säuremantel um den Tumor verringern bzw. dessen weitere Ausbreitung verhindern. Auch nahm ich bestimmte Nahrungsergänzungsmittel ein, um das Immunsystem zu stärken und die Energiebereitstellung in den Zellen zu erhöhen. Sie schützen außerdem die Zellen vor oxidativem Stress. Sauerkraut und rechtsdrehende Milchsäure setzte ich ein, was die Krebszellen zu einem aeroben Stoffwechsel anregen kann und damit Stoffwechselentgleisungen entgegenzuwirken vermag. Auch wird so der Darm reguliert und somit das Immunsystem unterstützt.

Der Tumor schrumpft. Aus der Ferne half ein befreundeter Arzt, der ebenfalls viel Erfahrung mit der Misteltherapie aus seiner Praxis hatte, mit vielen guten Ratschlägen. Ich war sehr froh, dass ich so gute Unterstützung von den Ärzten um mich herum erhielt. Das allein war schon sehr heilsam für mich. Ich fühlte mich in meinem Wesen erkannt, genährt und gut versorgt. Innerhalb von zwei Monaten wurde der Tumor mit all diesen Maßnahmen um 30% kleiner ohne Metastasen und Lymphknotenbefall. Eine erneute Biopsie zeigte, dass auch die Aggressivität von 70 auf 50% abgenommen hatte, entgegen der eigentlichen Prognose, dass der Tumor sehr aggressiv und schnell wachsend sei und Metastasen bilden könne.

Große Blutungen. Mitte August kam es zur ersten großen Blutung. Ich verlor etwa einen Liter Blut aus dem Tumor und dann jeden folgenden Monat einen weiteren Liter. Mitte November hatte ich durch diesen Reinigungsversuch des Körpers bzw. diese Auflösungstendenz des Tumors insgesamt mehr als viereinhalb Liter Blut verloren, sodass ich sehr geschwächt war. Daraufhin bekam ich Ferritin (ein Eiweiß, das Eisen speichert) injiziert, was mir zwar wieder Kraft gab, aber die Blutung nicht stoppen konnte. Aufgrund der starken Blutung musste der Eisenspeicher wieder gefüllt werden. Ich bekam weitere Infusionen, Vitamin C hoch dosiert, Basen- und Ferritin-Infusionen, zusätzliche Nahrungsergänzungen und Cäsiumchlorid-Kompressen zum Stoppen der Blutung und zur Tumorreduktion.

Die Schulmedizin klopft an

Die Blutungen konnten reduziert, aber nicht gestoppt werden. Durch die Ferritin-Infusionen vergrößerte sich der Tumor wieder etwas. Meine begleitenden Ärzt*innen rieten mir zur Radiochemotherapie, da sie einen verödenden Effekt auf die Kapillaren des Tumors hat und die Blutung gestoppt werden konnte. 2013 entschied ich mich also für eine Radiochemotherapie. Zehn Monate waren seit der Diagnose im Krankenhaus und dem Besuch beim Radiologen vergangen. Nun musste ich wieder bei ihm vorsprechen. Er war sehr erstaunt darüber, dass der Tumor nicht größer geworden war und dass ich noch lebte.

Radio – und Chemotherapie. 33 Bestrahlungen und zweimal eine Woche Chemotherapie durchlitt ich in den folgenden sechs Wochen. Meine Lebensenergie sank drastisch, und ich hatte viele Beschwerden, wie häufigen starken Durchfall, Schädigung und Entzündungen der Magen-Darm-Schleimhaut, Schmerzen, extreme Schlafstörungen, Müdigkeit und Erschöpfung, verfrühte Menopause, ein geschwächtes Immunsystem und einen Gewichtsverlust von 16 kg. Ich hatte das Gefühl, als würde die Wurzel meines Menschseins herausgerissen, die ich mir später wieder zurückerobern musste.

Der künstliche Darmausgang. Nach der letzten Bestrahlung trat eine Fistel auf, die einen vorübergehenden Darmausgang notwendig machte. Trotz dieses nächsten Albtraums war die Erfahrung in dem anthroposophischen Krankenhaus mit den Ärzt*innen, Therapeut*innen und Pflegenden, die mich als ganzen Menschen auf wunderbare Art und Weise betreuten, ein nährendes und wichtiges Erlebnis für mich. Ich hatte dadurch die Gelegenheit, noch tiefer in der innersten Kammer meines Herzens anzukommen und dort hineinzulauschen. Durch die dramatische Erfahrung mit der Radiochemotherapie und dem künstlichen Darmausgang war ich innerlich sehr gewachsen und gleichzeitig körperlich geschwächt.

Hürden auf meinem Weg. Mein Darm konnte kaum etwas aufnehmen, alles landete sofort im Beutelchen. Die Rückverlegung des künstlichen Darmausgangs misslang zunächst. Notoperation, Peritonitis (Bauchfellentzündung) und beginnende Blutvergiftung. Wieder Anlegen eines künstlichen Darmausgangs, Intensivstation. Bauchdrainage auf einen Nerv gelegt, dadurch furchtbare Schmerzen. Ich bekam eine Schmerzpumpe, konnte mich zehn Tage lang nicht bewegen, Aufstehen war überhaupt nicht möglich. Ich hatte 18 kg Wassereinlagerungen im ganzen Körper. Durch das lange Liegen kam es zu einer Lungenentzündung. Sie wurde punktiert, was sehr schmerzhaft war. Erneut erhielt ich Antibiotika-Infusionen. Dann wurde ich entlassen.

Vier Monate später wurde der künstliche Darmausgang endlich zurückverlegt. Eine Biopsie ergab die vollständige Rückbildung des Tumors. Allerdings erlitt ich im Frühjahr 2014 eine Lendenwirbelfraktur und einen Riss im Kreuzbein. Durch das lange Liegen war eine Osteopenie (also eine Minderung der Knochendichte) entstanden.

Regeneration und Aufbau

Frischkost. Nach der Radiochemotherapie befand ich mich an einem absoluten Tiefpunkt und suchte nach Möglichkeiten, um mich wieder zu regenerieren und aufzubauen. Ich begann, frische Wildkräuter aus dem Garten zu pflücken und sie zusammen mit einem Apfel in einem Hochleistungsmixer zu einem Getränk zu mixen. Die vitalstoffreichen Wildkräuter-Smoothies waren das Einzige, was mein Darm aufnehmen und verwerten konnte. Sie halfen mir, Kraft aufzubauen und die Giftstoffe der schulmedizinischen Therapie und der Operation auszuleiten.

”Ich fühle mich so gut wie nie zuvor.“

Bewegung und Natur. Gleichzeitig fing ich an, schwimmen zu gehen. Das Wasser, die Bewegung, die Wärme und das Sonnenlicht taten mir unendlich gut, und ich konnte wieder Kraft gewinnen. Auch kaufte ich mir zwei Bienenkisten und bekam von einem Demeter-Imker seine zwei größten Bienenvölker, die mich seither als große Lehrerinnen der Weisheit und Ordnung begleiten. Dieser Genesungsweg führte zur vollständigen Rückbildung des Tumors.

Die Ausbildung. Durch meine reichhaltigen Erfahrungen war es mir ein großes Anliegen geworden, das, was ich innerlich dazugewonnen hatte, den Menschen weiterzugeben, und so absolvierte ich die Ausbildung zur ganzheitlichen Krebsberatung, den authentisch praktischen Teil hatte ich ja schon durchlaufen. Zusätzlich besuchte ich Therapeutenseminare zum Thema Krebs und Entgiftung.

Was für mich wichtig war

Meine Erfahrung zeigt, dass ich mich mit einer vitalstoff-, chlorophyll- und enzymreichen Ernährung sehr gut stärken und regenerieren konnte. Eine umfassende Entgiftung und Entsäuerung, Darmsanierung sowie das Vermeiden von Giften, Strahlung (WLAN usw.), Stress und allem, was die Lebensenergie blockiert oder einengt, konnten das Krankheitsgeschehen zu einer Wendung bringen.

Heute lege ich einmal in der Woche einen Fastentag ein und mache auch einen Kaffee-Einlauf. Kurzkettige Kohlenhydrate, Gluten und Transfette meide ich. Genauso wichtig ist für mich viel Bewegung an der frischen Luft, Meditation, Yoga, Massagen und Sauna, so viel wie möglich mit den Kräften der Natur in Berührung zu kommen sowie genügend Raum für Regeneration, Ruhe und Entspannung, um in mein Innerstes einzutauchen und hineinzulauschen. Die Freude an einer Aufgabe und am Leben als solches, mit  Begeisterung die eigene Lebensmelodie zu spielen, das sind für mich wichtige Bestandteile meiner Heilung.

Ebenso spielten für mich zwischenmenschliche, unterstützende Begegnungen eine wesentliche Rolle. Das alles hat mir als Mensch in der Gesamtheit meiner individuellen körperlichen, geistigen und seelischen Aspekte die Grundlage gegeben, die ich brauchte, um mich selbst zu heilen.
Kontakt

Sandra Dekorsy, Ganzheitliche Krebsberatung, Konstanz am Bodensee

Weitere Informationen

Information zu unseren Betroffenenberichten

Wir freuen uns, wenn Patient:innen ihren individuellen und persönlichen Genesungsweg finden. Das ist ein Ausdruck des großen Heilungspotenzials in jedem Menschen. Gerne teilen wir diese Erfahrungen mit unseren Leser:innen, auch wenn persönliche Entscheidungen nicht immer auf andere Betroffene übertragbar sind. Sie entsprechen auch nicht in jeder Hinsicht einer konkreten Empfehlung der GfBK für Patient:innen in ähnlicher Situation. Wägen Sie sorgfältig ab, welche Impulse aus den Patient:innenberichten für Sie in Ihrer aktuellen Lage passend sind. Besprechen Sie diagnostische oder therapeutische Maßnahmen im Zweifel gerne mit unserem ärztlichen Beratungsdienst.

©iStock, 1210358928, nortonrsx
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