Skip to main content
© Irmhild Harbach-Dietz

Ich bin sehr dankbar für mein Leben

Irmhild Harbach-Dietz in Impulse 2/2006

1994 bekam ich an meinem 46sten Geburtstag einen Anruf von meiner Frauenärztin, in meiner Mammografie gäbe es einen unklaren Befund. Ich sollte sofort ins Krankenhaus gehen und mich operieren lassen. Meine Freundinnen, die gerade zum Feiern kamen, mussten mich erst einmal beruhigen. Zwei Wochen später ging ich zur Untersuchung. Man wollte an drei Stellen Gewebeproben entnehmen, doch ich wollte das nicht. Ich hatte das Gefühl, dass ich Zeit habe, fuhr erst einmal in den Urlaub und ließ mich anschließend beraten.

Ich habe die Diagnose anfangs nur wenigen erzählt, weil ich Angst hatte, immer mehr unter Druck zu kommen. Im Januar 95 war ich in der Mammasprechstunde eines Spezialisten, der mir vom Feministischen Frauengesundheitszentrum empfohlen worden war. Er riet mir dringend, eine Biopsie machen zu lassen, allerdings unter der Bedingung, mich drei Tage später operieren zu lassen. Ich wagte es, mich zu widersetzen, ich wollte es nicht. Daraufhin setzte er mich unter Druck. Ich sei ja noch so jung, meine Kinder noch klein. Damit klopfte er mich weich. Als ich zu dem verabredeten Biopsie-Termin erschien, wurde dieser abgesagt, weil es keinen Platz für die anschließende Operation gab. Ich war so erleichtert, dass ich auf dem Nachhauseweg Luftsprünge machte. Nun erlaubte ich mir, andere Wege auszuprobieren: eine Darmsanierung, eine ayurvedische Pancha-Karma-Kur, das Bochumer Gesundheitstraining. Ich lernte ein Qigong, das nicht so zeitintensiv war wie das GuolinQiGong für Krebspatienten.
Im Herbst 95 fuhr ich zu einem Heiler nach Wiesbaden. Er sagte mir viele Dinge über mein Leben, die absolut zutrafen und mich sehr von seinen Fähigkeiten überzeugten. Für mich war er glaubwürdig, er bestärkte mich in meiner Entscheidung, mich nicht operieren zu lassen. Ich arbeitete weiter und war nie krank, hatte gerade ein Familientherapieprojekt abgeschlossen und dachte, ich hab’ gar keine Zeit für eine Operation. Ich fühlte mich damals noch ziemlich unersetzlich. Der Knoten war anfangs nicht zu sehen und zu fühlen. Von 1994 bis 2000 wuchs er allmählich, so dass ich ihn fühlen und schließlich auch sehen konnte. Im Frühjahr 2000 war der Tumor so groß, dass er unter einem engen T-Shirt zu sehen war. Ich habe oft dorthin gefasst, um mich zu vergewissern, dass er noch da ist. Mein Gefühl bei der Berührung war eher positiv. Ich ging noch mal zu dem Mammaspezialisten, bei dem ich schon 1995 war.
Er erinnerte sich an mich und betonte mehrfach, er nehme es mir nicht übel, dass ich mich damals nicht habe operieren lasse. „Wenn sie jetzt tun, was ich Ihnen sage, kann ich Ihnen garantieren, es wird alles gut“. Diese Gottähnlichkeit war schon beeindruckend. Leider war ich in dieser Situation nicht in der Lage, darüber zu lachen. Als ich mich kurz darauf im Krankenhaus über die Operation informieren wollte, erzählte mir der Chirurg stolz, in welch kurzer Zeit er den Eingriff schaffe. Der Knoten lag ungünstig, ich wusste, dass die ganze Brust abgenommen werden musste. Nun diskutierte ich mit ihm, ob die Lymphknoten entfernt werden müssten. Nach seiner Meinung mussten sie immer raus, was ich jedoch nicht wollte. Nach einigem Hin und Her konnte ich ihn davon überzeugen, die Lymphknoten unter der Achsel zu erhalten. Nach diesem Gespräch war ich völlig geschafft und wusste, da gehe ich nicht hin.
In der Krebsberatung hörte ich von einer homöopathischen Klinik in der Schweiz. Dort blieb ich zwei Wochen und werde seitdem mit homöopathischen Hochpotenzen behandelt. Zum Glück hatte ich inzwischen eine neue Frauenärztin gefunden, die diese Behandlung unterstützte und mir Mut machte. Sie hat den Tumor regelmäßig mit Ultraschall gemessen und ihre Befunde in die Schweiz gefaxt. In dieser Zeit war ich zum ersten Mal längere Zeit krank geschrieben. Das bedeutete für mein Leben eine ziemliche Umstellung. Ich war Familientherapeutin in einer Drogenberatung, eine anstrengende Arbeit, die ich aber gerne machte. Doch der Knoten wies mich darauf hin, dass diese Arbeit vielleicht nicht mehr so passend für mich ist. Ich kündigte und war arbeitslos.
Für mich war es ganz neu, so lange nicht zu arbeiten. Ich genoss es, mittags für meine Familie zu kochen, machte Ausbildungen als Gesundheitstrainerin, in NLP und Hypnotherapie  und lernte GuolinQiGong. Mit all dem ging es mir sehr gut, aber der Knoten wurde nicht kleiner. Anfang 2003 entschloss ich mich dann doch zur Operation, da der Tumor drohte durch die millimeter dünne Haut durchzubrechen. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Schließlich hatte ich es so viele Jahre anders probiert und  zuerst erschien es mir wie ein Scheitern. Doch immerhin hatte ich meine Brust noch 9 Jahre behalten können. Einige Zeit nach der Operation fiel mir auf, dass ich wieder mehr Energie hatte. Ich konnte deutlich längere Fahrradtouren machen als im Vorjahr. Trotzdem habe ich mich nicht gefreut, den Knoten los zu sein. Im Gegenteil. Er fehlte mir. An dieser Stelle konnte ich vorher immer Veränderungen sehen und fühlen. Diesen Indikator gibt es jetzt nicht mehr. Meine Macherposition konnte ich ein Stück aufgeben. Anfangs hatte ich die Haltung, wenn ich mich anstrenge und alles richtig mache, ganz viel meditiere, viel Qigong mache, dann werde ich gesund. Damit habe ich mir selbst Heilungsstress gemacht. Irgendwann ging mit der Satz durch den Kopf „Dein Wille geschehe“. Dieser Satz hat mich entlastet und ich bin dankbar dafür, dass es mir heute gut geht, was in fünf Jahren ist, weiß ohnehin niemand. Ich bin nach wie vor in homöopathischer Behandlung, mache Atemtherapie und – in größeren Abständen – auch Psychotherapie. Ich achte auf meine Ernährung, nehme Selen und Vitamine, mache Heiltrancen und unregelmäßig auch QiGong und Visualisierungen. Seit einigen Jahren haben wir in Mecklenburg-Vorpommern ein Wochenendhäuschen in Seenähe. Dort erhole ich mich wunderbar und werde ganz ruhig und zufrieden.

Irmhild Harbach-Dietz beriet bis Ende 2016 PatientInnin in der GfBK-Beratungstelle Berlin, die sie von 2004 bis 2010 auch leitete.

Weitere Informationen

  • Ich bin sehr dankbar für mein Leben″ enthält die Porträts von neun Frauen, die mit Hilfe komplementärer Heilmethoden ihre Krebserkrankung überwunden haben.
Information zu unseren Betroffenenberichten

Wir freuen uns, wenn Patient:innen ihren individuellen und persönlichen Genesungsweg finden. Das ist ein Ausdruck des großen Heilungspotenzials in jedem Menschen. Gerne teilen wir diese Erfahrungen mit unseren Leser:innen, auch wenn persönliche Entscheidungen nicht immer auf andere Betroffene übertragbar sind. Sie entsprechen auch nicht in jeder Hinsicht einer konkreten Empfehlung der GfBK für Patient:innen in ähnlicher Situation. Wägen Sie sorgfältig ab, welche Impulse aus den Patient:innenberichten für Sie in Ihrer aktuellen Lage passend sind. Besprechen Sie diagnostische oder therapeutische Maßnahmen im Zweifel gerne mit unserem ärztlichen Beratungsdienst.

©iStock, 1210358928, nortonrsx
©iStock, 1210358928, nortonrsx
GfBK Newsletter

Immer gut informiert

über Aktivitäten, Veranstaltungen und Angebote zu ganzheitlichen Krebstherapien sowie Gesundheitsimpulsen für Ihren Alltag.

Unser Newsletter ist ein kostenfreier Service der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e.V.