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Mistel bei Hirntumoren

20. Mai 2021

Ich bin an einem Glioblastom, einem bösartigen Hirntumor, erkrankt und würde gerne Mistel spritzen. Ich bin mir allerdings unsicher, ob dies wirklich sinnvoll ist, da mein Onkologe gesagt hat, dass eine Mistelgabe bei Hirntumoren Hirnschwellungen auslösen kann. Wie beurteilen Sie die Gabe von Mistel bei Hirntumoren?

Eine Mistelgabe wird bei Hirntumorpatient*innen vor allem zur Verbesserung der Lebensqualität eingesetzt. Klinische Studien zum Einfluss auf das Überleben gibt es kaum. Lediglich eine Studie aus dem Jahr 2000 hat gezeigt, dass Patient*innen mit fortgeschrittenen Gliomen etwas länger lebten, wenn eine Misteltherapie durchgeführt wurde (Lenartz D / Anticancer Res 2000; PMID: 10928154). In dieser Studie fanden sich keinerlei Hinweise, dass unter einer Misteltherapie vermehrt Hirnschwellungen (Hirnödeme) auftreten.
Eine Untersuchung zur Arzneimittelsicherheit aus dem Jahr 2019 bestätigt noch einmal die Erfahrungen, dass das Risiko für ein Hirnödem nicht erhöht ist, wenn bei Hirntumoren eine Misteltherapie durchgeführt wird (Tröger W / Phytomedicine 2019; https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0944711319303988). Dabei wurden die Datenbanken der führenden Mistelpräparatehersteller auf Meldungen von Hirndruckerhöhungen unter subkutaner Misteltherapie zwischen den Jahren 2000 und 2018 (141,3 Mio. verkaufte Ampullen) überprüft. Zusätzlich wurden 45 klinische Studien mit insgesamt 8.923 behandelten Patienten auf unerwünschte Ereignisse mit Hirndruckerhöhung untersucht. Das Ergebnis: Unter allen Herstellern traten insgesamt sieben Fälle einer Hirndruckerhöhung auf. Somit beträgt die Wahrscheinlichkeit für das mögliche Auftreten einer Hirndruckerhöhung unter einer Mistelgabe 1:20 Millionen. Bezogen auf die Anzahl verkaufter Mistelampullen entspricht das einem sehr geringen Risiko.
Zusammenfassend kann aus den bisher vorliegenden Veröffentlichungen nicht der Schluss gezogen werden, dass eine Misteltherapie bei Hirntumoren nicht angewandt werden sollte. In der Praxis lassen sich die Bedenken, dass eine Misteltherapie bei Hirntumoren Hirnödeme bzw. Hirndrucksteigerungen hervorrufen kann, ebenfalls nicht bestätigen.
Selbstverständlich gibt es Patienten mit schnell wachsenden Hirntumoren, bei denen der Hirndruck krankheitsbedingt zunimmt und Beschwerden verursacht, die behandelt werden müssen. Die Hirndruckzeichen sind dann aber nicht unbedingt eine Kontraindikation für die Misteltherapie, sondern eine Indikation für eine adäquate Behandlung mit Kortison und/oder Weihrauch.
Außerdem ist es wichtig, dass die Misteltherapie bei Tumorerkrankungen von einem in dieser Therapieform erfahrenen Arzt durchgeführt wird. Kontaktieren Sie diesbezüglich eine/n naturheilkundlich orientierte/n Arzt/Ärztin vor Ort.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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