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© Verena Müller-Bernet

Dankbarkeit

Verena Müller-Bernet in momentum 04/2024

Seit der Diagnose „Aggressiver Brustkrebs“ sind nun schon bald 14 Jahre vergangen. Diese Diagnose hat mich damals völlig aus der Bahn geworfen. Alles ist Kopf gestanden. Es war die schlimmste Zeit in meinem Leben. Nie hätte ich gedacht, dass ich dieses Gefühl einmal in Dankbarkeit umwandeln könnte.

Eigentlich habe ich behauptet, dass ich das Leben vor der Diagnose geliebt habe. Jedoch war ich oft im Stress. Sowohl in meinem Berufsleben als auch privat. Heute glaube ich, ich war in einigen Sachen festgefahren. Ich wollte meine Pläne verwirklichen, auch wenn sie mich unglaublich viel Energie kosteten. Einiges stagnierte und wollte gelingen. Ich hätte nie loslassen können ohne diesen Schockmoment.
Doch durch die Krebsdiagnose hatte ich keine Wahl. Ich habe mich nach der Brust-OP für eine Therapie entschieden, die ganzheitlich wirkt und mir und meinem Mann völlig logisch erschien. Sie bedeutete jedoch eine komplette Umstellung meines Alltags, unseres Lebens. Glücklicherweise hat mich mein Mann in diesen radikalen Veränderungen rührend und mit viel Elan unterstützt. Bis heute bin ich dafür sehr dankbar. Wichtig war auch, einen kompetenten großherzigen Arzt und Homöopathen an meiner Seite zu wissen, der mich durch all die schwere Zeit begleitet hat.

Die Gerson-Therapie hat dann unseren Alltag über mehrere Jahre diktiert. Jede Stunde ein frischer Saft, die frisch zubereiteten Mahlzeiten, die Einläufe zur Entgiftung im Bad. All das ist eine Herausforderung.
Jedoch … schnell habe ich in meinem Körper, aber auch in meiner Seele gespürt, dass sich etwas positiv verändert. Wahnsinn, plötzlich hatte ich eine neue, sprudelnde Energie.

Ich spürte, dass es meinen Zellen gut geht, und ich fühlte mich einfach wohl in meiner Haut. Nicht, dass ich sofort von all den Ängsten befreit war, aber es ging mir von Woche zu Woche besser. Die Kur hat mich an meine Grenzen gebracht: Für eine lange Zeit war es meine Aufgabe, mich und meinen Körper gut zu ernähren. Diese Hinwendung zu mir selbst hat mich meinem Inneren nähergebracht, Körper und Seele sind wieder in einen engeren Kontakt miteinander gekommen.Vieles lässt sich nicht mit dem Kopf erklären, auffällig war, dass meinem Mann und mir in dieser Zeit einige Dinge einfach so zugefallen  sind. Unsere Pläne mussten wir aufgeben, doch andere Wünsche und Träume wurden ganz einfach ohne viel Trara wahr. Für den Film „The Food Cure“ hat mich ein Filmteam über mehrere Jahre während der Gerson-Therapie begleitet, und dadurch haben sich mir viele Türen auf der ganzen Welt geöffnet. Am Ende der Kur hatte ich die Gelegenheit, in Neuseeland bei der Organisation und Leitung eines fünfwöchigen Gerson- Retreats mitzuarbeiten. Hier habe ich deutlich gespürt, welchem zukünftigen Berufsweg ich folgen möchte. Mit zwei verschiedenen Gerson-Zertifikaten und nach einigen anderen Fortbildungen in diesem Bereich berate ich seit elf Jahren Menschen, die meine Hilfe für die praktische Umsetzung der Kur wünschen. Mit Demut und Freude genieße ich mein Leben, meine Gesundheit und die Freiheit, die damit verbunden ist.

Wofür ich noch dankbar bin?
▶ Für die Begegnungen, die zu schönen, wertvollen, bis heute andauernden Freundschaften geführt haben.
▶ Dass ich in einem täglichen Kontakt mit meinem Inneren leben kann.
▶ Für das Wissen, das ich mir mit der Gerson-Therapie angeeignet habe.
▶ Dass ich dieses Wissen in meinem heutigen Alltag einbringen kann und mit Herzblut bei der Sache bin.
▶ Das Schöne bei dieser alten Kur: dass sie tausendfach erprobt ist und dass sie sich immer noch mit neuem Wissen individuell ergänzen lässt.
▶ Ich darf Menschen von San Francisco bis Saudi-Arabien helfen, begleiten.
▶ Wenn in meinem Garten alles sprießt und wächst, die Natur ist meine stetige Begleitung.

Zur Person
Verena Müller-Bernet kennt die Krebserkrankung als Angehörige. Als sie selbst die Diagnose Brustkrebs erhält, sucht sie einen anderen, ihren eigenen Weg. Sie lässt sich für einige Jahre auf die Gerson-Therapie ein und wird gesund, über dieses Abenteuer hat sie 2021 in der momentum berichtet.Verena Müller-Bernet lebt mit ihrem Mann in Willisau in der Schweiz, sie ist ausgebildete Gerson Home Set Up Trainerin und bietet die Vermittlung der praktischen Aspekte der Kur im Alltag hat.

 

Dankbarkeit - ein großes Wort...

Dieser Text war im Original in unserer Mitgliederzeitschrift „momentum - gesund leben bei Krebs” (Ausgabe 04/2024). Diese Einleitung zu dem obigen Text schrieb für die in dieser Ausgabe vorgestellten vier Patient:innen, Julia Malcherek.

...„danke" kommt alltäglicher, handlicher daher. Eine Suche im Internet macht auf einen Blick klar: Von der buddhistischen Praxis bis zum christlichen Bischof, von der Karrierebibel bis zu einer großen Krankenkasse reicht die Spannweite der Instanzen, die der Algorithmus für relevant hält. Aus meinem eigenen Erleben halte ich fest: Dankbarkeit ist eine Empfindung, ich freue mich über etwas und stelle fest, dass es nicht selbstverständlich ist. Meine Freude und auch meine Überraschung machen mich auf etwas Positives aufmerksam, ich richte meine Aufmerksamkeit aus und … bin dankbar? Nein, so einfach ist es nicht. Es gibt nicht nur das Positive, es gibt viel Leid, viel Negatives in der Welt, vielleicht auch in meinem Leben. Erst einmal muss ich es aushalten, dass beides da ist: das Gute, über das ich mich freue, das mich aufleben lässt, das Negative, das mir Angst macht oder mich bedroht. Wohin richte ich meine Aufmerksamkeit?

Gerade Patient:innen, die von Krebs betroffen sind, machen diese spannungsreiche, widersprüchliche Erfahrung: Sie erleben eine manchmal zutiefst bedrohliche Situation, dennoch entdecken sie Momente und Gelegenheiten, dankbar zu sein, und oft sind sie dafür dankbar, die Dankbarkeit neu zu entdecken. Offensichtlich wird dieser Empfindung sogar von Menschen, die am eigenen Leib erfahren haben, dass ihr Leben bedroht ist, eine heilsame Wirkung zugesprochen.

Können wir dann nicht einfach auf unserer Suche nach Gesundheit uns selbst Dankbarkeit verordnen und das Dankbarsein trainieren? Ja und nein. Das Wichtigste: Die Dankbarkeit ist eine ehrliche Empfindung, auch wenn sie sich mit Angst, Wut und Sorgen abwechselt oder mischt. Die ehrliche Dankbarkeit, die sich manchmal auch klein und unscheinbar anfühlt, können wir pflegen, man kann sie einüben, und dabei kann man Disziplin gelegentlich gut gebrauchen. Doch bei allem Bemühen: Dankbarkeit lässt sich nicht erzwingen, wir haben keine Garantie auf diese Empfindung, dass sie sich einstellt und uns beglückt.

Aufmerksam sein, hinschauen, wenn sie aufblitzt, ohne die Tiefen auszublenden. Davon berichten die vier Betroffenen, die hier ihre Erlebnisse mit der Dankbarkeit teilen: wie die Dankbarkeit zu ihnen gekommen ist und was sie tun, um sie zu pflegen. Wir möchten uns – wie für die ausführlichen Berichte, die Sie sonst an dieser Stelle lesen – bei allen für diese sehr persönlichen Einblicke von Herzen bedanken. Sie zeigen uns, wie Dankbarkeit mit Widrigkeiten zurechtkommt, wem sie dankbar sind und wie ehrliches „Danke“-Sagen den Alltag verändert.

Information zu unseren Betroffenenberichten

Wir freuen uns, wenn Patient:innen ihren individuellen und persönlichen Genesungsweg finden. Das ist ein Ausdruck des großen Heilungspotenzials in jedem Menschen. Gerne teilen wir diese Erfahrungen mit unseren Leser:innen, auch wenn persönliche Entscheidungen nicht immer auf andere Betroffene übertragbar sind. Sie entsprechen auch nicht in jeder Hinsicht einer konkreten Empfehlung der GfBK für Patient:innen in ähnlicher Situation.
Wägen Sie sorgfältig ab, welche Impulse aus den Patient:innenberichten für Sie in Ihrer aktuellen Lage passend sind. Besprechen Sie diagnostische oder therapeutische Maßnahmen im Zweifel gerne mit unserem ärztlichen Beratungsdienst.

Möchten Sie auch anderen Patient:innen mit Ihrem Bericht Mut machen?
Dann mailen Sie uns unbedingt Ihre Geschichte.
Senden Sie diese an Julia Malcherek: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. Vor der Veröffentlichung nehmen wir Kontakt mit Ihnen auf.

©iStock, 1210358928, nortonrsx
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