Geistiges Heilen bei unheilbaren Krebspatienten als komplementär medizinische Behandlung

Antragsteller

PD. Dr. Walach, Universität Freiburg, Förderungszeitraum 2004-2006

Titel

Geistiges Heilen bei unheilbaren Krebspatienten als komplementär medizinische Behandlung

Inhalt

Mit dieser Pilotstudie ist es uns gelungen, das bisher kaum beforschte Gebiet des spirituellen Heilens aus der Sichtweise der PatientInnen ein wenig zu erhellen. Mit sogenannter qualitativer Methodik wurde versucht, eine detaillierte und lebensnahe Beschreibung der Wahrnehmung der PatientInnen zu erhalten. Dabei wurden PatientInnen von geschulten InterviewerInnen zu ihren Erfahrungen während der Krebserkrankung befragt, z.B. wurden die Bedürfnisse und Erfahrungen hinsichtlich Therapeuten oder anderen an der Behandlung beteiligten Personen erfragt. Nach der Behandlung mit DFR (Deep Field Relaxation) wurden die PatientInnen nach ihren Erfahrungen mit DFR gefragt, indem z. B. die Wahrnehmungen während der Behandlung, die Veränderungen nach der Behandlung, aber auch die Erfahrungen mit dem Therapeuten selbst erfragt wurden.

Aus der Datenanalyse des hier angewandten Studiendesigns können keine generalisierten Aussagen über die Wirksamkeit der DFR getroffen werden, d.h. es können keine Rückschlüsse von den berichteten Erfahrungen auf die Wirksamkeit der Methode gemacht werden. Die subjektiven Äußerungen der befragten PatientInnen gelten nur für die Befragten selbst und lassen keine Verallgemeinerungen auf andere PatientInnen zu. Dennoch haben wir den Eindruck gewonnen, dass die PatientInnen sich während der Behandlung durchgängig wohl fühlten und Entspannung und/oder Ruhe empfinden konnten. Gleichzeit wurden auch ungewohnte Erfahrungen wie z.B. „eine Distanz zu den Gedanken″ oder Empfindungen von Energie geschildert, die für einen tiefen Zustand von Entspannung, auch bei mit Entspannungsverfahren unerfahrenen Menschen sprechen.

Auf der Ebene der Gedanken berichten PatientInnen, dass sie „aus dem Gedankenkarussell″ aussteigen konnten und sich auf die abgespielte Musik oder ihre eigene Atmung sehr gut konzentrieren konnten. Ohne Ausnahme beschrieben alle PatientInnen die Beziehung zu dem Heiler als sehr positiv. Obwohl die Person des Heilers in dieser Behandlung sehr im Hintergrund steht, auch keine Gespräche außer ein paar einleitenden Worten stattfanden, wurden die wertschätzende Haltung des Heilers und dessen Ausstrahlung sehr betont. Eine Patientin beschreibt z. B., dass endlich jemand ihr nicht mit Angst oder mit mutmachenden Floskeln begegnet sei. Da KrebspatientInnen im fortgeschrittenen Stadium oft in ihrem Umfeld soziale Distanz erleben, wird eine solche Erfahrung als Besonderheit wahrgenommen, die zumindest für den Moment des Erlebens für eine mögliche Distanz zur eigenen Erkrankung sorgt.

Kritik an der Behandlung bezog sich ausschließlich auf die fremde räumliche Umgebung und auf die Behandlungsunterlage. Es wurde weder Kritik am Heiler noch Unbehagen mit der Methode geäußert. Insgesamt wurde DFR bei dieser Gruppe der besonders belasteten PatientInnen, die in den meisten Fällen äußerst einschränkende und unangenehme Erfahrungen mit Chemotherapie und anderen therapeutischen Verfahren gemacht hatten, als ihre Erwartungen von Entspannung und Linderung de Nebenwirkungen erfüllend erlebt.

Diese Arbeit kann weder zeigen, dass es möglich ist, KrebspatientInnen mit Tiefenfeldentspannung zu heilen, noch welche objektiven psychischen und körperlichen Änderungen sich ergeben haben. Jedoch gibt die oben genannte Analyse einen tiefen Einblick in die subjektive Konstruktion der Erfahrungswelt der befragten PatientInnen. Man kann aufgrund der Interviews global sagen, dass die Tiefenfeldentspannung eine Methode ist, die auch von schwerkranken Patienten mit wenigen Ausnahmen gerne angenommen wird und daher durchaus weiter untersucht werden sollte. Es bestehen gute Chancen, dass PatientInnen, die sich eine derartige Behandlung wünschen und die nicht schon von sich aus Entspannung oder Meditation in ihrem Tagesplan haben, davon stark profitieren. Die Verbesserungen sind vor allem im Bereich des subjektiven Befindens und des „Energieniveaus″ zu erwarten.

Dabei sind, wie oben gezeigt, keine Wunder zu erwarten, sondern diese Behandlungsart einfach als weiteren Ansatz zu sehen, der neben der Schulmedizin und anderen alternativen und komplementären Behandlungsverfahren ergänzend stehen kann.