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Übertragbarkeit experimenteller Untersuchungen

24. November 2011

In einem medizinischen Artikel über Glutamin wird beschrieben, dass beim Multiplen Myelom die Tumorzellen auf einen permanenten Nachschub von Glukose und Glutamin angewiesen sind, um sich zu teilen und zu wachsen. Entzieht man diesen Zellen Glutamin, sterben sie. Was bedeutet das für Menschen mit Krebs und für Gesunde? Sollen Krebspatienten generell oder nur solche mit Multiplen Myomen Glutamin meiden? Oder gilt Glutamin damit allgemein als krebserregender Stoff?

Glutamin ist eine für den Menschen nicht essenzielle Aminosäure, die vor allem im Blutplasma und in den Muskelzellen vorkommt. Dort ist sie für die Wassereinlagerung in die Zellen zuständig. Vor allem nach Operationen, schweren Verletzungen oder Verbrennungen sollen häufig Mangelzustände vorkommen. Quark ist das Nahrungsmittel mit dem höchsten Glutamingehalt, in geringerem Maß kommt es noch in Milch und Joghurt vor sowie in Soja und Weizen.

Ihre Frage betrifft eine ganz grundsätzliche Problematik in der Medizin. Es ist generell unsicher, ob die Ergebnisse aus Tierexperimenten und Versuchen im Reagenzglas auf den komplexen menschlichen Organismus übertragbar sind. Solche isolierte Wirkmechanismen greifen nicht verlässlich auch im Körper des Menschen. So ist das Multiple Myelom eine spezielle eher selten auftretende Art von Blutkrebs. Ob daher dieser Versuch auch auf andere Tumorarten übertragbar ist, lässt sich schlichtweg nicht beantworten. Man weiß beispielsweise auch nicht, wie weit der Blutzuckerspiegel (Blutglucose) im menschlichen Organismus gesenkt werden muss, um wirklich erwünschte Wirkungen auf das Krebsgeschehen im Körper zu erreichen. Es ist unklar, ob Tumorzellen auf andere Energiequellen umsteigen, wenn nicht mehr genügend Glucose angeboten wird. Experten bemerken außerdem, dass der Tumor auf einen Zuckerentzug mit der Überproduktion von Glukosetransportern reagiert und sich dann auch bei niedrigen Blutzuckerspiegeln noch Brenn- und Baustoffe aus dem Blut holen kann. Es ist deshalb davon auszugehen, dass eine Glukoseabsenkung unter normalen Bedingungen nicht ausreicht, um die Energieversorgung von Krebszellen zu gefährden. Es ist wahrscheinlich, dass dies auch für den Entzug von Glutamin gilt.

Wie wenig aussagekräftig Tierversuche für den Einsatz von Wirksubstanzen beim Menschen sein können, zeigt eindrucksvoll eine tierexperimentelle Studie an Mäusen und Ratten. Die Gabe von Gingko-biloba-Extrakten löste bei den Nagern Krebserkrankungen in der Leber und der Schilddrüse aus. Allerdings wurden in diesen Versuchen die Tiere über eine längere Zeit mit Wirkstoffmengen behandelt, die weit oberhalb der therapeutischen Dosierung beim Menschen liegen. Die armen Ratten mussten 100, 300 oder 1.000 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht fressen. Bei Mäusen kamen bis zu 2.000 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht zum Einsatz. Die in Deutschland käuflichen Ginko-Präparate enthalten jedoch eine Tagesdosis von nur etwa 100 bis 400 Milligramm! Bei einem durchschnittlichen Körpergewicht von 70 Kilogramm sind das etwa anderthalb bis sechs Milligramm pro Kilo Körpergewicht. Viele bewährte Arzneimittel würden in einer Überdosis wie in diesem Tierversuch zu erheblichen Gesundheitsschäden führen. Es lohnt also oft, das Studiendesign kritisch zu hinterfragen.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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