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Palliative Chemotherapie kann schaden

02. März 2017

In einer prospektiven Studie des Weill Cornell Medical College in New York wurden zwischen 2002 und 2008 insgesamt 661 Patienten mit metastasierten Karzinomen unterschiedlicher Organe, deren Lebenserwartung die Ärzte auf maximal sechs Monate einstuften, untersucht (Prigerson HG et al. / JAMA 2015). Dabei wurde der Allgemeinzustand bestimmt und gefragt, ob die Patienten eine palliative Chemotherapie durchführten. Kurz nach dem Tod wurden die engsten Betreuer der Patienten nach der Lebensqualität der Patienten in der letzten Lebenswoche interviewt. 58% der Patienten starben noch innerhalb der Beobachtungszeit von durchschnittlich 3,8 Monaten. 50,6% der Patienten erhielten eine Chemotherapie.
Das ernüchternde Ergebnis: Die palliative Chemotherapie, die in den letzten Lebensmonaten die Lebensqualität der Patienten verbessern und eventuell die Lebensphase verlängern sollte, erreichte diese Ziele nicht. Im Gegenteil: Vor allem bei Patienten mit gutem Allgemeinzustand (ECOG 0 oder 1, das entspricht einem Karnofsky-Index von mindestens 70 Prozent) verschlechterte sich die Lebensqualität, ohne dass eine Lebensverlängerung erkennbar war.

GfBK-Kommentar: Obwohl die hier vorliegende Studie ihre Schwächen hat (Interviewbefragung zur Erfassung der Lebensqualität, keine Angaben zur Art der Chemotherapie, ältere Daten) stellt sie doch eine entscheidende Frage, ob Patienten in den letzten Wochen überhaupt zu einer Chemotherapie geraten werden sollte. Unserer Ansicht nach kann dies nur in einem intensiven und wertschätzenden Gespräch mit dem Patienten und dessen Angehörigen geklärt werden, in dem die Vor- und Nachteile einer Chemotherapie gemeinsam abgewogen werden.
Eines sollte im Rahmen dieser Studie klar geworden sein: Eine Garantie, dass eine Lebensverlängerung eintritt, gibt es nicht. Bevor die Wirksamkeit einer Chemotherapie womöglich überschätzt wird, sollte eher auf Maßnahmen aus der Palliativmedizin zurückgegriffen werden, zumal eine frühzeitig begonnene palliative Therapie in einer randomisierten Studie (Temel J / New England Journal of Medicine 2010) bei Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom nicht nur die Lebensqualität verbessert, sondern auch die Überlebenszeiten um mehrere Wochen verlängert hat. Eine frühzeitige palliative Begleitung unterstützen auch die Kommentatoren dieser Studie, Charles Blanke und Erik Fromme von der Oregon Health and Science University in Portland, die schreiben, dass die letzten sechs Monate eines Lebens nicht mit weitgehend ineffektiven Therapien und deren Nebenwirkungen verbracht werden sollten.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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