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Abwarten als Option beim Rektumkarzinom

08. Juli 2016

Anscheinend eignet sich ähnlich wie beim Prostatakarzinom die „Wait and See” Strategie auch bei Patienten mit Rektumkarzinom ohne Fernmetastasen, die nach einer Radiochemotherapie keine klinischen Zeichen eines Resttumors mehr aufweisen. Dies konnten Forscher aus Manchester in der OnCoRe-Studie anhand einer Kohortenanalyse nachweisen, die 259 Patienten umfasste (Renehan AG et al. / Lancet Oncol 2015). 228 von ihnen hatten dabei nicht vollständig auf die neoadjuvante Radiochemotherapie angesprochen und erhielten eine chirurgische Resektion. 31 der Patienten wiesen acht Wochen oder später nach dem Abschluss der Radiochemotherapie keine residuale Ulzeration, Stenose oder Raumforderung bei digitaler und endoskopischer rektaler Untersuchung auf. Dieser Patientengruppe wurde ein abwartendes Vorgehen angeboten; bei 98 anderen ähnlich beobachteten Patienten wurden die Daten aus Krebsregistern benachbarter Zentren in die Studie mit integriert.
Der primäre Endpunkt der Studie war das Ausbleiben oder das Eintreten eines erneuten Tumorwachstums. Rezidive traten während der median 33-monatigen Nachbeobachtungszeit bei 44 der insgesamt 129 (34 Prozent) abwartend behandelten Patienten auf; dabei waren 42 Läsionen auf die Mukosa beschränkt. 41 Patienten konnten einer Salvage-Therapie zugeführt werden, 36 von ihnen unterzogen sich einer Resektion. Allerdings waren die Unterschiede für das tumorfreie Überleben (88 % für „Wait ans See“ versus 78 % nach Resektion) und das Gesamtüberleben (96 Prozent versus 87 Prozent) statistisch nicht signifikant.
Der eindeutige Vorteil: Durch die abwartende Strategie konnte ein dauerhaftes Kolostoma den Patienten erspart bleiben. Allerdings brauchten 26 % der beobachtend behandelten Patienten in den ersten drei Jahren doch ein Kolostoma (gegenüber 53 % der operierten Patienten).

GfBK-Kommentar: In der Vergangenheit konnte bereits in einer prospektiven Studie aus den Niederlanden gezeigt werden, dass es bei Patienten mit Rektumkarzinom sicher ist, auf eine Operation zu verzichten, wenn mit einer neoadjuvanten Radiochemotherapie der Tumor vollständig zum Verschwinden gebracht werden konnte (Maas M/J Clin Oncol 2011).
Diese Studien zeigen, dass es berechtigt ist, bei vollständiger Remission unter neoadjuvanter Radiochemotherapie auf eine Operation zu verzichten. Dies gilt jedoch nicht für die Patienten, bei denen Tumorreste verblieben sind. Für Patienten mit Tumorrest und explizitem Wunsch nach Erhalt der Kontinenz kommt eventuell die sogenannte „Gracilis-Plastik“ in Betracht. Mit diesem experimentellen OP-Verfahren haben allerdings nur wenige Kliniken Erfahrung, so zum Beispiel die Universitätskliniken von Brüssel, Bern, Berlin und Hamburg.


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©iStock, 1210358928, nortonrsx
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